Gottverliebte, eisverrückte und autonärrische Schüler

Vorarlberg / 14.09.2020 • 17:10 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Gottverliebte, eisverrückte und autonärrische Schüler
Joy (links) mag Gott, Andrea Eis und ihr Bruder Julian Autos. OLIVER LERCH

Schulbeginn: Die VN mischten sich am Montagmorgen unter die aufgeregten Schüler der Volksschule Hohenems-Markt.

Hohenems Am Vorabend des Schulstarts wandte sich Joy (7) an den lieben Gott. „Ich habe mir von ihm gewünscht, dass der erste Schultag nach den Ferien gut wird.“ Der Schulbeginn wühlte das Mädchen auf. „Letztes Jahr war ich aber aufgeregter. In der zweiten Klasse ist es nicht mehr so schlimm wie in der ersten Klasse“, findet die 7-jährige, die am Montagmorgen als erste im Schulhof der VS Hohenems-Markt eintrudelt.

“Ich mag Gott. Ich denke oft an ihn.”

Joy, angehende Zweitklässlerin

Das Mädchen hat sich auf den Schulbeginn sehr gefreut. Denn: „Man bekommt neue Freunde und kann viel lernen.“ Am meisten brennt Joy für das Fach Religion, weil da über Gott gesprochen wird. Joy mag Gott. „Ich denke oft an ihn.“ Das Mädchen glaubt, dass er in ihrem Herzen wohnt. „Irgendetwas ist in meinem Herzen“, beteuert Joy. Das Kind versucht es in Worte zu fassen: „Es ist ein Liebesgefühl.“

Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Angelika Häfele führen Julian und Joy  ihre Klasse ins Schulzimmer.
Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Angelika Häfele führen Julian und Joy ihre Klasse ins Schulzimmer.

Ihr tiefer Ernst verfliegt, als sie ihren Mitschüler Julian (7) in Begleitung seiner Mutter und seiner kleinen Schwester Andrea sichtet. „Servus Julian“, begrüßt sie ihn überschwänglich. Dessen traurige Miene hellt sich jetzt ein wenig auf. Es ist nicht das Ferienende, das den Schüler so traurig stimmt. Der Bub hat gerade seinen Opa verloren. Dieser starb am vergangenen Freitag 55-jährig an Krebs, nur drei Monate nach der Diagnose. Auch seine sechsjährige Schwester trauert um ihren Großvater. Sein Tod trübt den ersten Schultag ihres Lebens. Opa Peter galt viel bei den beiden, weil er mit ihnen oft in die Berge ging und sie beim Hausbau mithelfen ließ. Kurz nach seinem Ableben malten die Geschwister ein Bild für ihn. „Sie haben sich und Opa und Oma gezeichnet. Darunter haben sie geschrieben: ,Opa, wir lieben dich“, geht ihre Mutter näher auf das bedeutungsvolle Bild ein.

“Ferraris sind verdammt schnell”

Die sechsjährige Andrea verdrückt ein paar Tränen. Sie verbindet mit ihrem Opa nur schöne Erinnerungen. „Er ist mit mir Eis essen gegangen“, sagt der Taferlklassler und schmiegt sich trostsuchend an seine Mama. Das rechnet das Kind seinem Opa nachträglich hoch an. Denn das Mädchen liebt Eiscreme. „Sie isst nicht nur zwei Kugeln, sondern immer gleich drei“, plaudert ihre Mutter aus dem Nähkästchen. Andrea ist zwar erst sechs Jahre alt, aber sie weiß schon genau, was sie später einmal beruflich machen möchte. „Ich möchte in einer Eisdiele arbeiten.“

Die Berufsvorstellungen ihres Bruders gehen in eine andere Richtung. Julian möchte Polizist oder Müllwagenfahrer werden, „weil ich dann coole Autos fahren kann“. Von klein auf hat der Bub am liebsten mit Autos gespielt. Unter seinem Bett lagern drei Schachteln voller Spielzeugautos, darunter mehrere Ferraris. Von diesen Sportwagen ist er besonders angetan. „Ferraris sind verdammt schnell“, sagt er und jetzt beginnen seine traurigen Augen auf einmal zu leuchten.