Deutsche Reisewarnung erschüttert Vorarlberg

Vorarlberg / 23.09.2020 • 21:35 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
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Super-GAU für Tourismus: 54 Prozent aller Gäste aus Deutschland.

Berlin, Wien Es ist ein Satz mit Folgen, den das deutsche Robert Koch Institut (RKI) am Mittwochabend auf seiner Webseite veröffentlichte: “Österreich: es gilt nun auch das Bundesland Vorarlberg als Risikogebiet.” Es war nicht die einzige Horrorbotschaft für Vorarlbergs Tourismus an diesem Tag: Bereits im Laufe des Tages gab Belgien bekannt, Vorarlberg auf die rote Liste zu setzen. Mit der deutschen Warnung geht es allerdings an die Existenz vieler. Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner spricht von einem herben Rückschlag. “Von einer deutschen Reisewarnung sind wir alle betroffen. In ein Land, für das eine Reisewarnung gilt, geht man nicht auf Urlaub.” Der Tourismus ist bereits im Krisenmodus. Mit der deutschen Reisewarnung wurden die schlimmsten Befürchtungen war.

Deutsche Reisewarnung erschüttert Vorarlberg

Hiobsbotschaft

Jutta Frick, Chefin im Gesundheitshotel Bad Reuthe, befürchtete bereits am Mittwochnachmittag: “Jede Reisewarnung ist schlecht. Am härtesten würden uns aber Warnungen aus Deutschland und der Schweiz treffen.” 54 Prozent aller Urlaubsgäste in Vorarlberg sind Deutsche. Auf den Plätzen zwei und drei folgen das übrige Österreich (17 Prozent) und die Schweiz mit zwölf Prozent. Gäste, deren Herkunftsländer Belgien und Luxemburg sind, machen 1,4 Prozent aus. Auch Martin Kegele, Obmann der Tourismussparte in der Wirtschaftskammer und Hotelier, konstatierte am Nachmittag: “Reisewarnungen sind aktuell Hiobsbotschaften und kommen für die Beherbergungsbranche einem Lockdown gleich.” Natürlich komme es drauf an, welches Land die Warnungen ausspricht. Nun hat es das Gästeland Nummer eins getan.

Wallner warnt: “Der Ernst der Lage muss erkannt werden. Durch die deutsche Reisewarnung erleben wir einen erheblichen Rückschlag, der weit über den Herbst- oder Wintertourismus hinausgeht. Es geht jetzt um den Wirtschaftsstandort und Arbeitsplätze.” Und er mahnt: “Es muss zusammengearbeitet werden, um die Infektionszahlen einzudämmen.”

Deutsche Reisewarnung erschüttert Vorarlberg

Eine deutsche Reisewarnung folgt in der Regel nach der Einstufung zum Corona-Risikogebiet durch das RKI. Zentrales Kriterium: Hat es in den letzten sieben Tagen mehr als 50 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner gegeben? Die Entscheidung fällt nach gemeinsamer Analyse durch das  Gesundheits-, Außen- und Innenministerium. Derzeit liegt Vorarlberg bei 65. Landeshauptmann Wallner ist überzeugt: “Eine Reisewarnung können wir nur dann wieder wegbringen, wenn wir die Zahlen nachhaltig nach unten bringen.”

Einreise nur mit PCR-Test

In der Praxis bedeutet das nun: Bei der Einreise nach Deutschland muss innerhalb von 48 Stunden vor oder nach der Einreise ein PCR-Test gemacht werden. Gegenebenfalls resultiert daraus eine Quarantäneverpflichtung, heißt es auf der Webseite des deutschen Außenministeriums. Außerdem steht dort: “Vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in die Bundesländer Wien und Vorarlberg wird aufgrund hoher Infektionszahlen derzeit gewarnt.”

Für internationale Beziehungen oder grenzüberschreitende Familien gibt es eine mögliche leichte Entwarnung in Form einer Passage in der bayrischen Quarantäneverordnung. Dort heißt es, dass manche Personen von der Testpflicht ausgenommen sind. Nämlich jene, die sich weniger als 48 Stunden im Ausland aufhalten und nicht an einer kulturellen Veranstaltung, einem Sportereignis, einer Freizeitveranstaltung oder einer öffentlichen Feier teilgenommen haben. Auch sonstige triftige Reisegründe wie geteiltes Sorgerecht, der Lebenspartner, medizinische Behandlung sowie Pflege oder Beistand schutzbedürftiger Personen könnten unter die Ausnahmen fallen.

Branche massiv getroffen

Der Tourismus hat nichts davon. Schon vor der Reisewarnung kämpfen Touristiker mit Problemen. Die Gäste buchen immer kurzfristiger, erzählt Jutta Frick. „Teilweise einzelne Tage oder sogar nur einen Tag im Voraus.“ Fachgruppenobmann Kegele ärgert sich: “Kritisch sehe ich die unterschiedliche Handhabung von Reisewarnungen in den einzelnen europäischen Ländern. Das unkoordinierte Vorgehen schadet unserer Branche massiv. Ampelverwirrungen gibt es bereits jetzt schon zu Genüge.” Zudem sei die Tourismusbranche nicht ursächlich für die steigenden Fallzahlen verantwortlich.

Wie sich die Reisewarnung auf den Bodenseeraum auswirkt, ist noch nicht klar. Der Landeshauptmann möchte jedenfalls, dass die Grenzen nicht geschlossen werden.

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