“Reisewarnung gleicht zweitem Lockdown”

Vorarlberg / 26.09.2020 • 11:00 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
"Reisewarnung gleicht zweitem Lockdown"
Mit der Reisewarnung sorgt sich auch Daniel Hilbrand um die wirtschaftliche Zukunft. Die Winterware sei gerade angeliefert worden, so der Unternehmer. VN/STEURER

Wieder geht im Kleinwalsertal so gut wie nichts mehr. Land bemüht sich um eine Lösung.

Mittelberg Es ist eine Berg-und-Tal-Fahrt mit ungewissem Ausgang. Mit dem Höhepunkt der Coronapandemie im Frühjahr drohte dem Kleinwalsertal ein wirtschaftlicher Totalschaden. Es kam anders. Das Sommergeschäft in der Tourismusregion lief „praktisch auf dem Niveau des Vorjahres“, so Daniel Hilbrand vom Handel- und Gewerbeverein. Bis Mitte dieser Woche die Nachricht einer deutschen Reisewarnung für Vorarlberg auf einen Schlag allen Optimismus zunichte machte. „Sie kommt einem zweiten Lockdown gleich“, sagt Hilbrand. “Wir leben hier zu 80 Prozent von deutschen Gästen, die jetzt wegbleiben.” Damit brechen praktisch sämtliche Einnahmemöglichkeiten weg. Der Tourismus ist das einzige Standbein der Talschaft. Der Schock sitzt jetzt tief.

Dabei habe man die Situation gut im Griff gehabt. „Trotz guter Buchungslage gab es keine Coronafälle im Tal“, so der Unternehmer. Ein aktiver Fall fand sich gestern in der Statistik, der laut Behörden bereits heute als Genesener geführt werde. Das Kleinwalsertal wäre damit coronafrei. Was Reisewarnungen betreffe, müsse man dem Raum Oberallgäu zugeordnet werden, hofft Hilbrand auf eine rasche Lösung. Die brauche es, um Kündigungen oder neuerliche Kurzarbeit vermeiden zu können.

Mit Deutschland in Kontakt

Das Land ist bereits tätig geworden, wie Landesrat Christian Gantner im VN-Gespräch sagt. Man habe mit dem bayerischen Innenministerium Kontakt aufgenommen. Auch er hofft, dass das Kleinwalsertal aus den Regelungen ausgenommen werde, zumindest aber Ausnahmen erzielt würden. Signale gebe es noch keine, räumt Gantner ein. Von heute auf morgen werde das nicht gehen. Im Landhaus herrscht Verständnis für die Lage der Kleinwalsertaler. „Im Vergleich zum Frühjahr gibt es allerdings schon einige Erleichterungen“, so der Landesrat weiter. Damals habe es sogar im medizinischen Bereich Einschränkungen gegeben, was jetzt nicht der Fall sei. Im Kontakt mit Deutschland weise man speziell auch auf die epidemiologische Situation hin, die Reisewarnungen für das Tal nicht rechtfertigen würde.

Druck auf eine Lösung macht auch die Opposition im Land. „PR-Besuche, wie von Bundeskanzler Kurz und Landeshauptmann Wallner im Frühjahr, helfen den Bürgern im Kleinwalsertal nichts. Die Menschen erwarten sich, dass die allen bekannte geografische Ausnahmesituation auch in entsprechenden bilateralen Abkommen endlich entsprechend berücksichtigt wird“, so FP-Chef Christof Bitschi.

Ein erstes Plattform-Treffen im Tal, das beim Kanzlerbesuch vereinbart wurde, soll nächste Woche stattfinden. Die Reisewarnung kam den Arbeitsgesprächen jetzt zuvor.

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