Der ÖVP droht ein schwarzer Sonntag

Vor allem in den Städten blüht der Volkspartei ein Machtverlust.
Schwarzach Innerhalb der Bundespartei ist die Farbe schwarz längst aus der Mode. Türkis dominiert die ÖVP. In Vorarlberg baut die Volkspartei noch auf die traditionelle Parteifarbe, aus den Städten könnte Schwarz am Sonntag dennoch fast verschwinden. Hohenems ist schon seit fünf Jahren blau. In Bludenz und Bregenz schicken sich zwei Rote an, die Schwarzen vom Thron zu stoßen. In Feldkirch möchte ein Blauer die Gunst der Stunde nutzen. Dann bliebe nur noch Dornbirn. Am See droht die ÖVP komplett zu kentern: In Hard bringt ein roter Wind das schwarze Schiff arg zum Schaukeln. In Lochau könnte die ÖVP dem ersten grünen Bürgermeister weichen müssen.
Am See wird’s eng
Stürmische Zeiten am Bodensee. Schon einmal, nämlich 1970, verlor die ÖVP den Chefsessel der Landeshauptstadt an die SPÖ. Erst 1980 holte ihn Siegfried Gasser zurück. Seit 1998 heißt der Bürgermeister Markus Linhart. 1970 stolperte Karl Tizian über den Autobahnbau. 2020 könnte Linhart über die Unterflurtrasse straucheln. Das Thema dominierte den Wahlkampf. Ob es auch die Bregenzer mobilisiert, ist allerdings fraglich: Die Wahlbeteiligung am 13. September lag bei 50 Prozent. Vor zwei Wochen wählten 2890 Bregenzer per Wahlkarte, für diesen Sonntag wurden 2962 Stück beantragt.
Starker Gegenwind rauscht der ÖVP in Hard entgegen. Herausforderer Martin Staudinger holte 113 Stimmen mehr als Bürgermeisterin Eva Maria Mair. Mit Grüner Unterstützung könnte er den Vorsprung ausbauen. Eine rot-grüne Mehrheit in der Gemeindevertretung ist schon fix. In Lochau braucht die ÖVP ebenfalls einen Partner, um beschlussfähig zu sein. Aber unter welchem Bürgermeister? Langzeitchef Michael Simma muss zittern. Frank Matt möchte erster grüner Bürgermeister werden. Die Mobilisierung dürfte in beiden Gemeinden funktionieren. In Hard wurden nur 19 Wahlkarten, in Lochau 58 Wahlkarten weniger ausgestellt als vor zwei Wochen.
Wahlbeteiligung im Keller
In Feldkirch droht ein Mobilisierungsdesaster. Schon vor zwei Wochen die geringste Wahlbeteiligung (44 Prozent), lässt ein Blick auf die Wahlkarten böses erahnen. 3675 Feldkircher wählten am 13. September per Wahlkarte. Nun wurden noch 2391 Stück beantragt. Amtsinhaber Wolfgang Matt muss hoffen, dass sich seine Wähler unter den Antragstellern befinden. Sonst dürfte er sein blaues Wunder erleben: Daniel Allgäuer möchte seinem Hohenemser Kollegen Dieter Egger nacheifern, vom Landtag auf ins Rathaus.
Bludenz dürfte selbst die ÖVP überrascht haben. Ein Neuling (Simon Tschann) kratzt an der Mehrheit und entreißt Mario Leiter die Favoritenrolle. Mobilisiert Leiter als personifizierter Veränderungswunsch noch genug? Oder schafft Tschann den Kurzeffekt: Einer alten Partei mit neuer Farbe Leben einzuhauchen? Er tauschte Schwarz gegen Lila, türkis wurde es dann doch nicht. 405 Wahlkarten mehr als vor zwei Wochen wurden ausgestellt. Ob es an Leiter, Tschann oder Corona liegt?
In Lech könnte die ÖVP eigentlich gemütlich zusehen, zwei Bürgerliche streiten sich um das Amt. Aber streiten im wahrsten Sinne des Wortes, keine Spur von idyllischer Bergdorf-Stimmung. Stefan Jochum gilt gegen Amtsinhaber Ludwig Muxel als Favorit. Die Zahl der Wahlkartenanträge stieg um 52.
Vielleicht verliert die ÖVP am Sonntag fünf Gemeinden. Das würde auch die Kräfteverhältnisse im Gemeindeverband ändern. Vielleicht entscheiden die Wähler aber auch ganz anders. Und die Schwarzen kommen mit einem blauen Auge davon.
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