Michael Prock

Kommentar

Michael Prock

Es braucht auch ein wenig Auseinand

Vorarlberg / 27.09.2020 • 20:30 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Die Sehnsucht nach Mitanand ist groß. Der jahrelange Zank in der Gemeindestube, resultierend aus schier unversöhnlich gegenüberstehenden Parteien, einer lauten Opposition und einer Regierungspartei, die trotz Niederlagen bei Volksabstimmungen den Stil nicht änderte, sorgte in Hard für ein politisches Beben. Die Bevölkerung nimmt Martin Staudinger das Vorhaben ab, für Harmonie zu sorgen. Er soll der Mediator sein, Friede und Freude ins Rathaus bringen. Doch das beißt sich mit der Realität. Staudinger wird schnell merken, dass eine Gemeinde von der Größe Hards eine kontrollierende Opposition benötigt. Verschiedene Meinungen werden zwangsläufig aufeinandertreffen. Es wird Streit geben. In einer Demokratie ist Gegenwind für Regierende nichts Schlechtes. Ein bisschen Auseinand schadet nicht. Sollte Staudinger diesen Weg finden, Kanten zeigen und das Harder Harmoniebedürfnis stillen, könnte eine erfolgreiche Amtszeit bevorstehen. Das hängt auch von der ÖVP ab, die zuerst wieder auf die Beine kommen muss.

Staudinger hat zwei Baustellen. Seine Ankündigung, den Chefsessel der Landespartei zu räumen, sollte er Bürgermeister werden, bringt die SPÖ in Zugzwang. Als Erneuerer angetreten, muss er nun einen Erneuerer finden, der ihm folgt, sonst geht es der Landes-SPÖ wie der ÖVP am See: Statt frischem Wind herrscht Flaute. Die Euphorie nach den gewonnenen Wahlen wäre spätestens nach der Landtagswahl wieder dahin.

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