Martin Staudinger: “Ich sehe das als Seebogen”

Vorarlberg / 28.09.2020 • 07:30 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Martin Staudinger: "Ich sehe das als Seebogen"

Staudinger möchte ein offenes Rathaus und mit Bregenz und Lochau zusammenarbeiten.

Hard 67,1 Prozent! Zwei Drittel der Harder, die zur Wahl gegangen sind, haben Martin Staudinger zum neuen Bürgermeister am See gemacht. Im Interview spricht er über seine Vorhaben, seine Nachfolge auf Landesebene und den Seebogen mit Bregenz und Lochau.

Was bedeutet Ihre Wahl für Hard?

Die Harder haben eine klare Abkehr vom bisherigen Politikstil gewählt. Sie möchten das System ÖVP nicht mehr, bei dem alles untereinander ausgemacht wird. Sie möchten stattdessen einen offenen Politikstil, bei dem die anderen Parteien und die Bürger miteinbezogen werden. Sie wollen schlichtweg das, was mein Slogan ist: das Mitanand in Hard.

Wie kann dieses Miteinander konkret aussehen? Beteiligungsprozesse und Volksabstimmungen gab es ja schon genug.

Auf der politischen Ebene hat keine Partei eine absolute Mehrheit. Es braucht Mehrheiten für jedes Projekt. Es wäre schön, wenn sich alle gemeinsam auf Dinge einigen können. Dabei gilt es auch, sich auf die Ideen von anderen Parteien einzulassen. Auf der Ebene der Bürger muss man ein Gespür dafür haben, was die Bevölkerung möchte. Beteiligungsprozesse müssen ernst genommen und ehrlich durchgeführt werden.

Zu Beginn werden Sie sich um das Budget kümmern müssen.

Genau. Zuerst braucht es einen Kassasturz. Wie sieht es nun wirklich aus? Ich bin ja eigentlich Ökonom. Ein klares Ziel von mir lautet, dass wir einen gesunden Haushalt entwickeln.

Woran wird man zuerst erkennen, dass Sie Bürgermeister sind?

Es gibt ein paar Dinge, die man recht schnell machen kann, ein paar kleinere oder größere Absurditäten, die die Bürger melden. Und dann gibt es die großen Fragen wie einen gesunden Haushalt, das Strandbad und das Thalerareal oder das Dorfzentrum. Dafür wird man ein paar Jahre brauchen.

Sie haben im Wahlkampf vom offenen Rathaus gesprochen. Was meinen Sie damit?

Das war eine Kritik eher an Harald Köhlmeier. Viele Bürger haben gesagt, dass sie nicht gehört wurden. Auch in den letzten Monaten hieß es, dass E-Mails ohne Antwort geblieben sind. Momentan gibt es einmal pro Monat eine Bürgersprechstunde. Ich möchte bei aktuellen Problemen flexibel erreichbar sein. Egal, ob man mich trifft, wenn ich mit dem Fahrrad durch Hard fahre, per E-Mail oder auf Facebook. Da geht es darum, dass der Bürger im Dialog mit dem Bürgermeister sein kann.

Eine Frage an Sie als Chef der Landes-SPÖ: Wie sehr trübt Bludenz die Laune an diesem Tag?

Ich wollte alle drei Stichwahlgemeinden gewinnen. In Bludenz ist es sich knapp nicht ausgegangen. Aber dafür in der Landeshauptstadt und mit einem extrem starken Ergebnis in Hard. Es ist ein großer Freudentag für die Sozialdemokratie.

Kann die Achse Bregenz-Hard einen Gegenpol zur Landespolitik bilden?

Ich sehe das als Seebogen. Es hat in Lochau ja auch einen Wechsel gegeben. Ich hoffe, dass es eine gute Zusammenarbeit gibt und dass im Seebogen eine andere Politik gemacht wird, als man es bisher gewohnt war.

Wann werden Sie als SPÖ-Chef zurücktreten?

Man tritt ja eigentlich zurück, wenn man eine Wahl verliert und nicht, wenn man eine Wahl gewinnt (lacht). Bis zum nächsten Parteitag bin ich Parteivorsitzender. Der findet nächstes Jahr statt. Wir haben im Herbst einiges zu überlegen. Michael Ritsch scheidet aufgrund des Erfolgs auch aus dem Landtag aus. Einerseits geht es darum, wer den Landtagsklub weiterführt, andererseits aber schon um das Team für die nächste Landtagswahl. Ich bin keiner, der sich einfach verabschiedet. Mir ist wichtig, wie es mit der SPÖ-Familie weitergeht.

Hat das Familienoberhaupt schon gratuliert?

(lacht) Ja klar. Pamela Rendi-Wagner hat schon zweimal angerufen.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.