Noch mehr Bergbaugeschichte

Neueste Erkenntnisse der Ausgrabungen in Bartholomäberg.
bartholomäberg Die spärlichen historischen Quellen zum frühen Bergbau im Montafon wurden in den vergangenen Jahren durch interdisziplinäre montanarchäologische Forschungen wesentlich erweitert.
2000 vor Christus
Neue archäologische Ausgrabungen sowie Untersuchungen zu den Mooren und zu den Böden konnten dabei erstaunliche Einblicke in neue und bisher unbekannte Phasen aus spätkeltischer Zeit (3./2. Jahrhundert v. Chr.) und aus der Zeit um Christi Geburt zur frühen Bergbaugeschichte in Bartholomäberg erbringen. Diese machen das Montanrevier zu einem der außergewöhnlichsten in den Alpen. Seit 2012 ist die ungewöhnlich gut erhaltene Halden- und Bergbaulandschaft als herausragendes Kulturdenkmal in das Denkmalbuch der Republik Österreich eingetragen.
Die Forschungen der Frankfurter Wissenschaftler belegen dabei eindrücklich, dass das Montafon seit der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends vor Christus ein intensiv genutzter Siedlungs- und Wirtschaftsraum war, in dem der Bergbau und die Gewinnung von Kupfer, Silber und Eisen in unterschiedlichen Phasen einen wichtigen Stellenwert einnahm. Seit 2017 graben die Frankfurter Archäologen und Studenten unter der Leitung von Prof. Dr. Rüdiger Krause von der Goethe-Universität Frankfurt am Main im westlichen Teil der Knappagruaba, einem Zentrum des Montanreviers in Bartholomäberg und auf dem Kristberg in Silbertal.
Römische Scherbe
In einer vierwöchigen Ausgrabung gruben nun die Studenten einen 20 Meter langen und bis zu drei Meter breiten Grabungsschnitt am steilen Hang, um Bergbauspuren zu untersuchen. Dabei kamen Reste von flachen Bergbauhalden und der anstehende Fels mit Klüften mit Eisenoxyd als Hinweis auf tiefer gelegene Eisenerzgänge zutage. Eine mit dunkler Erde und Steinen verfüllte Grube wird als Verfüllung eines Schachtes interpretiert, der senkrecht in den Berg gegraben wurde. Darin wurde eine römische Scherbe gefunden, die mit einem ersten römischen Scherben aus dem vergangenen Jahr, einen wichtigen Hinweis auf die Datierung des Bergbaus an dieser Stelle geben, nämlich in die römische Zeit. Nach Abschluss der Ausgrabungen werden von Holzkohlen 14C-Radiokarbondatierungen angefertigt, um die archäologische Datierung durch naturwissenschaftliche Datierungen abzusichern.
Ergänzung der Geschichte
Damit werden nun die Bergbauspuren und Nachweise aus spätkeltischer Zeit um Belege aus römischer Zeit ergänzt. Spätkeltischer und römischer Bergbau sind bislang nicht bekannt und machen das Montanrevier im Montafon zu einem der bemerkenswertesten in den Alpen. Seine Geschichte setzt sich nach der römischen Antike – wie historisch überliefert – im frühen Mittelalter in karolingischer Zeit im 9. Jahrhundert und im Hochmittelalter im 11./12. Jahrhundert mit einer Blütezeit der Silbergewinnung fort. Im Spätmittelalter scheint der Bergbau dann nach den zahlreichen Bergbauspuren und historischen Quellen zu schließen, der im industriellen Maßstab durchgeführt wurde.
Nächsten Sommer geht es weiter
Die Ausgrabungen wurden jetzt durch den aktuellen frühen Wintereinbruch unterbrochen und werden dann im kommenden Sommer fortgesetzt.
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