Welche Lösungen den Kinderärztemangel beheben könnten

Vorarlberg / 12.10.2020 • 05:45 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Welche Lösungen den Kinderärztemangel beheben könnten
Bernhard Jochum wünscht sich Lehrpraxen auch in Facharztordinationen. Jochum

Fachgruppensprecher Jochum: Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Kinderärzten.

Bludenz Die Probleme sind seit langem bekannt. „Schon im Sommer 2019 haben wir in der Zielsteuerungskommission darauf hingewiesen, dass es Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Kinderärzten geben wird. Nun sind sie da.“ Die Feststellung von Fachgruppensprecher Bernhard Jochum fällt nüchtern aus, denn zu beschönigen gibt es nichts. Von den insgesamt 20 Kassenstellen in diesem Bereich sind derzeit 18 besetzt. Für zwei fanden sich bislang keine Interessenten. Dazu kommen neun Wahlärzte, deren Effekt auf die Versorgung laut Jochum zum überwiegenden Teil aber eher gering ist.

Prekär ist die Situation vor allem in der Stadt Feldkirch, wo nur noch eine Kinderärztin ordiniert. „Das hat zu einer starken Belastung der Kollegin geführt“, weiß Bernhard Jochum. Lösungen zu finden, sei jedoch hauptsächlich Aufgabe der Sozialversicherungen. „Ärztekammer und Fachgruppe können nur unterstützend zur Seite stehen“, sagt er. Doch die Zeit drängt. „Die Verantwortlichen sollten deshalb auch kreative Lösungen zulassen“, lautet sein Appell.

Vielfältige Ursachen

Von den 20 Kassenstellen befinden sich drei im Bezirk Feldkirch, fünf im Bezirk Dornbirn, drei im Bezirk Bludenz sowie sieben im Bezirk Bregenz. In Feldkirch und Dornbirn ist jeweils eine Stelle unbesetzt. Im Durchschnitt behandeln niedergelassene Kinderfachärzte täglich zwischen 70 und 80 Patienten. „Es gibt aber auch bei uns Spitzenzeiten, in denen es über 100 sind“, ergänzt Jochum.

Die Ursachen, die den Mangel an Kinderärzten begünstigt haben, sind vielschichtig. „In den Krankenhäusern ist der Personalbedarf enorm gestiegen“, erklärt Bernhard Jochum. Spezialisierung, Arbeitszeitgesetz und Angebotserweiterungen in der Kinder- und Jugendheilkunde erfordern deutlich mehr Leute als früher. Da komme draußen weniger an. Zugangsbeschränkungen zum Medizinstudium tragen ebenso ihren Teil zum Engpass bei wie veränderte Ansprüche an die Arbeitswelt. Nicht nur Ärztinnen, auch Ärzte würden verstärkt lieber Teilzeit arbeiten. Der Fachgruppenobmann will aber nicht in eine generelle Schwarzmalerei verfallen. Mit der Erhöhung der Ausbildungsstellen in den Spitälern sei bereits ein wichtiger Schritt gesetzt worden.

Ruf nach Lehrarztpraxen

Nicht genug ist zu seinem Bedauern in der Frage nach Einrichtung von Lehrpraxen auch in Kinderarztordinationen weitergegangen. Für Jochum wäre das eine gute Möglichkeit, junge Mediziner an dieses Fach heranzuführen. Bei Allgemeinmedizinern sind Lehrpraxen schon obligat, im Facharztsektor hingegen noch nicht. Er ortete zwar jüngst, wie er sagt, erfreuliche Fortschritte, doch insgesamt verläuft die Sache eher schleppend.  Diese Maßnahmen würden keine sofortigen Lösungen bringen, räumt Bernhard Jochum ein, dafür aber Wege in die Zukunft der kinderärztlichen Versorgung ebnen, gibt er sich überzeugt.

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