Eindringlicher Appell zum Weltschlaganfalltag

Vorarlberg / 29.10.2020 • 12:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Eindringlicher Appell zum Weltschlaganfalltag
Während der Coronakrise wurden die Betten auf der Stroke Unit knapp.   KHBG

Betroffene sollen trotz Coronakrise Hilfe suchen.

Feldkirch Der Schlaganfall ist zu einer weltweiten Volkskrankheit geworden. In Vorarlberg trifft es jährlich rund 1100 Personen. Vor allem aber ist der Schlaganfall jene Erkrankung, die am häufigsten zu bleibenden Schäden führt. „Das muss den Menschen bewusst sein“, mahnt Primar Philipp Werner anlässlich des Weltschlaganfalltags am Donnerstag, bei Symptomen nicht zuzuwarten, sondern schnellstens ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Wir sind da, Tag und Nacht“, warnt der Leiter der im Landeskrankenhaus Feldkirch angesiedelten Stroke Unit auch davor, aus Angst vor dem Coronavirus das Spital zu meiden. Werner verweist auf Sicherheitsmaßnahmen, die zu jeder Zeit eine entsprechende Behandlung ermöglichen.

Zusätzliche Bedrohung

Das Coronavirus ist, was Schlaganfälle betrifft, dennoch zu einer zusätzlichen Bedrohung geworden. Es kann nämlich, so wie etwa das Grippevirus, einen Schlaganfall auslösen. Philipp Werner bestätigt, dass es solche Hinweise auch im Zusammenhang mit dem Coronavirus gibt. „Es ist schon lange bekannt, dass bestimmte Viren und Bakterien auf das Gefäßsystem wirken, beispielsweise die Innenhaut der Blutgefäße angreifen, Entzündungen im Blutgefäßsystem verursachen oder das Blutgerinnungssystem aktiveren“, erklärt der Neurologe. Passiert Letzteres, können sich Blutgerinnsel bilden und das Blutgefäß verstopfen. Die Folge ist bekannt: ein Schlaganfall.

Während der Coronapandemie im Frühjahr sollen insgesamt bis zu 30 Prozent weniger Schlaganfälle behandelt worden sein. Für die Stroke Unit kann Philipp Werner das im Rückblick nicht bestätigen, wenngleich er natürliche Schwankungen einräumt. Auf seiner Station blieben die Patientenzahlen jedoch mehr oder minder konstant. Das Virus kostete allerdings Bettenkapazitäten. „Oft konnten wir Zimmer nur mit einem Patienten belegen“, erzählt Werner. Das wiederum führte zu kürzeren Liegedauern, um Platz zu schaffen. Inzwischen läuft der Betrieb unter Berücksichtigung der entsprechenden Vorkehrungen wieder reibungslos, und das soll nach Möglichkeit so bleiben.

Zeit ist Hirn

Zeit ist Hirn, heißt es beim Schlaganfall. „Je schneller eine Intervention erfolgt, umso mehr kann getan werden“, betont Primar Werner. Mit jeder Stunde, die verstreicht, steigt das Risiko für bleibende Schäden. Ein Blutgerinnsel kann medikamentös aufgelöst oder mittels Katheter herausgeholt werden. Diese Methode nennt sich Thrombektomie. Sie ist jedoch nicht für alle Schlaganfallpatienten geeignet. An Positivem kann Philipp Werner noch berichten, dass die schweren Schlaganfälle weniger geworden sind und die Patienten in Vorarlberg bundesweit gesehen fast am besten aus einer Behandlung aussteigen. „Da liegen wir unter den Top 3“, freut sich Werner. VN-MM

Schnelltest FAST

Mit dem sogenannten FAST-Test lässt sich rasch der Verdacht auf einen Schlaganfall verifizieren. FAST steht für Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit).

» Face: Bitten Sie die Person, zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.

» Arms: Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.

» Speech: Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.

» Time: Wählen Sie die 144, und schildern Sie die Symptome.