Baumfossil aus vorchristlicher Zeit in Lustenau entdeckt

Ausgegrabene Mooreiche erhielt sich über 2000 Jahre im Boden.
Lustenau Im Frühjahr dieses Jahres wurde bei Aushubarbeiten an der Mühlefeldstraße drei Meter unter der Erde ein 5,75 Meter langes Stammstück einer Mooreiche geborgen, wie die Marktgemeinde Lustenau berichtet. Laut dem dendrochronologischen Befund des Botanikers Dr. Klaus Pfeifer starb der Baum zwischen 82 und 72 v. Chr. ab. Er ist nach dem Fund im Hagenmahd vor zehn Jahren das zweite fossile Holzstück, das die Landschaftsgeschichte in vorchristlicher Zeit weiter erhellt.
Die wissenschaftliche Basis der Dendrochronologie geht auf den amerikanischen Astronomen Andrews E. Douglas (1867–1962) zurück. Das Wort ist aus den griechischen Wörtern dendron (Baum), chronos (Zeit) und logos (Lehre) zusammengesetzt und heißt auf Deutsch soviel wie Zeitbestimmung anhand von Bäumen.
Die Aufeinanderfolge schmaler und breiter Jahresringe ergibt sich aus dem Wechselspiel von Witterungsfaktoren, Standort und Baumart. Wuchs-, Standort- und Klimaverhältnisse sind so auf einem Stammquerschnitt unverwechselbar Jahr für Jahr abgespeichert und können zur Altersbestimmung herangezogen werden.
Der historische Fund ermöglicht einen Blick zurück in die vorchristliche Zeit: Das oberflächlich wahrscheinlich durch Sand abgeschliffene Stammfragment dürfte auf dem Wasserweg an die Fundstelle verfrachtet worden sein. War Lustenau damals eine urtümliche Flussau, die immer wieder durch den Rhein überschwemmt wurde oder gab es zu dieser Zeit schon menschliche Spuren? Interessante Fragen, die anhand der fossilen Eiche begreifbar werden.
Im Feldkreuzpärkli ersetzt die ‚neue‘ Mooreiche das 2010 im Hagenmahd geborgene 3000 Jahre alte Stammstück, das schon stark zerbröselt war. Da Holz nichts anderes als gebundener Kohlenstoff ist, zersetzt es sich bei Luftzutritt und löst sich nach einiger Zeit wie Torfmull sprichwörtlich ‚in Luft‘ auf. „In Verbindung mit Sauerstoff wird dieser Kohlenstoff zu dem als Treibhausgas gefürchteten Kohlendioxid, das erst durch die Photosynthese der Pflanzen wieder ‚eingefangen‘ und neuerlich als Baum oder Strauch in Holzform fixiert werden kann – somit ist die Eiche auch ein Lehrbeispiel für den Kohlenstoffkreislauf und das Klima auf unserer Erde“, erklärt Rudi Alge, Leiter der Umweltabteilung im Rathaus.
„Die Eiche ist ein Lehrbeispiel für den Kohlenstoffkreislauf und das Klima unserer Erde.“
