Schweizer Intensivstationen sind voll

Nur noch Zusatzbetten sind vorhanden. Patienten müssen in andere Kantone gebracht werden.
Genf Es ist eine alarmierende Botschaft, mit der die Genfer Virologin Isabelle Eckerle an die Öffentlichkeit ging: „Alle zur Verfügung stehenden Intensivbetten für Erwachsene in der Schweiz sind nun belegt. Keine Kapazität mehr für Covid19, und auch nicht für andere Schwerkranke.“ Sie verweist auf eine Stellungnahme der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI), in der vor Überlastung gewarnt wird. Die SGI bittet, eine Patientenverfügung zu erstellen.
Die SGI schreibt: „Die 876 von der SGI zertifizierten und anerkannten Intensivbetten, die in der Schweiz normalerweise zur Behandlung Erwachsener zur Verfügung stehen, sind aktuell praktisch vollständig belegt.“ In den vergangenen Tagen seien bereits mehrere kritisch kranke Patienten in andere Kantone oder Sprachregionen verlegt worden, weil kein Platz mehr war. „Diese Verlegungen sind für Patienten und deren Angehörige eine große Belastung“, fährt die SGI fort. Die Verlegungen seien jedoch notwendig.
Aufforderung
Die Intensivmediziner hoffen, dass ihre Warnung gehört wird: „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass alle weiterhin die geltenden Schutzmaßnahmen einhalten, verantwortungsvoll handeln und unnötige Risiken vermeiden, um die Intensivstationen und das gesamte Gesundheitswesen zu unterstützen.“ Patienten sollten aber nicht zögern, medizinische Hilfe zu suchen, falls sie welche benötigen.
Außerdem richtet sich die SGI an die Bevölkerung: „Alle Personen, vor allem diejenigen, die durch das neue Coronavirus besonders gefährdet sind, werden gebeten, sich im Rahmen einer Patientenverfügung Gedanken dazu zu machen, ob sie im Falle einer schweren Erkrankung lebensverlängernde Maßnahmen erhalten möchten oder nicht.“ Dadurch würden die Angehörigen und die Intensivteams dabei unterstützt, eine Entscheidung zu treffen, die dem Patientenwillen entspricht.
Virologin Isabelle Eckerle nimmt die Stellungnahme zum Anlass, die Nachbarländer davor zu warnen, Covid-19 nicht ernst zu nehmen und zu lange mit der Bekämpfung zu warten. Für die Schweiz ist sie überzeugt: „Tragisch, da vermeidbar gewesen.“