Aktionsplan gegen das große Wegwerfen

Türkis-Grün plant ein Wegwerfverbot für Lebensmittelhändler.
Schwarzach, Wien Ein Drittel der weltweit produzierten Nahrungsmittel wird nicht gegessen, verursacht aber bis zu zehn Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Allein in Vorarlberg landen jährlich pro Kopf durchschnittlich elf Kilogramm noch genießbare Lebensmittel in der Tonne, österreichweit sind es 156.000 Tonnen. Besonders zu Weihnachten quellen die Mülltonnen nicht nur von Geschenkpapier und Dekoartikeln über.
Vorbild Frankreich
Die Bundesregierung will hier nun gegensteuern. ÖVP und Grüne haben im Konsumentenschutzausschuss einen Entschließungsantrag zu einem Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung eingebracht, der einstimmig angenommen wurde. Konkret soll der im Regierungsprogramm verankerte Aktionsplan dem Lebensmitteleinzelhandel verbieten, dass noch genießbare Lebensmittel im Abfall landen. Als Vorbild wird das französische Modell genannt. Zudem ist vorgesehen, eine nationale Koordinierungsstelle sowie eine bessere Erfassung von Daten über die Wertschöpfungskette einzuführen. Die Maßnahmen sollen in enger Zusammenarbeit mit den österreichischen Handelsunternehmen, Produzenten und karitativen Organisationen ausgearbeitet werden.
Ingrid Benedikt, die für die Aktion Offener Kühlschrank kürzlich den VN-Klimaschutzpreis erhalten hat, begrüßt das Regierungsvorhaben: „Wir als Initiative können vor Ort schauen, dass die Lebensmittel nicht weggeworfen werden müssen, und zur Bewusstseinsbildung beitragen. Wenn nun Lebensmittelhersteller beginnen, weniger zu produzieren, dann ist das ein großer Schritt.“ Durch die Coronakrise sei außerdem spürbar geworden, dass Menschen den Offenen Kühlschrank nicht nur benutzen, weil sie Lebensmittel retten wollen, sondern viele froh sind, dass sie etwas sparen können, betont Benedikt. Die Offenen Kühlschränke sind derzeit mit Ausnahme von jenem in der Dornbirner Stadtbibliothek geöffnet.
Abhilfe können neben den Offenen Kühlschränken auch Apps wie „Too good to go“ leisten. Die App ermöglicht es Betrieben wie Bäckereien, Restaurants, Hotels und Supermärkten, ihr überschüssiges Essen zu einem vergünstigten Preis an Selbstabholerinnen und Selbstabholer zu verkaufen. Weitere Tipps hat Ingrid Benedikt parat. VN-MIH
„Wenn Lebensmittelhersteller beginnen, weniger zu produzieren, ist das ein großer Schritt.“

Tipps gegen Lebensmittelverschwendung von Ingrid Benedikt
Vor dem Einkaufen einen Organisationsplan machen:
» Wann sind wir zu Hause?
» Wen laden wir ein?
» Welche Mahlzeiten nehmen wir außer Haus ein?
» Wie schaut es mit Mittagessen und Abendessen aus?
» Was gibt es an den einzelnen Tagen, welche Rezepte verwende ich?
» Welche Zutaten habe ich zu Hause, welche muss ich noch einkaufen?
» Welche Lebensmittel habe ich im Tiefkühler und kann sie gut verwenden?
» Eine Lebensmittelliste aufschreiben zum Einkaufen. Meistens kann man etwa 10% von vornherein abziehen, weil man oft sehr gut kalkuliert.
Ganz konkret:
» Statt ganz viel Brot etwas weniger, dafür ein Toastbrot, das ich als Reserve einfrieren kann.
» Wurstwaren: Kaufen Sie entweder Dauerwurst am Stück oder lassen Sie Aufschnitt in mehreren Päckchen vakuumieren.
» Gemüse: Kaufen Sie regionales Wintergemüse und planen Sie schon gleich eine Gemüsesuppe für die Reste ein.