Viel mehr Sterbefälle zu beklagen

Corona führte in Vorarlberg zu einem Anstieg um ein Drittel.
SCHWARZACH Nicht nur in Bezug auf die bestätigten Infektionen ist die zweite Welle der Coronapandemie um ein Vielfaches schwerwiegender als die erste: Es sind auch viel mehr Todesopfer zu beklagen. Gab es im Frühjahr allein in Vorarlberg 20, so sind es seit dem Sommer bereits fünfmal mehr geworden. Laut Statistik Austria ist damit auch die Zahl der Sterbefälle insgesamt um ein Drittel gestiegen.
Länger zurückliegende Infektionen
Während das Infektionsgeschehen in den vergangenen Tagen nachließ, vermeldeten die Behörden unverändert viele Fälle von Menschen, bei denen eine Infektion zum Tod führte. Eine Entschärfung dieser Entwicklung ist noch nicht in Sicht. Sie bringt länger zurückliegende Infektionen zum Ausdruck, wie Gesundheitsexperte Armin Fidler betont: Zunächst kommt es zu einer Ansteckung, dann unter Umständen zu einer Erkrankung und schließlich im schlimmsten Fall zum Tod. Das ergibt eine Zeitspanne von zwei bis drei Wochen.
In Vorarlberg ist die zweite Welle im September losgegangen und hat im Oktober an Wucht gewonnen. Parallel dazu hat die Statistik Austria registriert, dass es in der Woche vom Nationalfeiertag bis zum 1. November in Vorarlberg 72 Sterbefälle gab. Von 2. bis 8. November waren es sogar 85 und in der Woche vom 9. bis zum 15. November 81. Das waren außergewöhnlich viele. Im Durchschnitt der vergangenen Jahre handelte es sich in diesen Wochen um 49 bis 57.
Zahlen könnten noch steigen
Nicht alle Sterbefälle, die es nun mehr gab, waren amtlichen Angaben zufolge direkt auf Corona zurückzuführen: Die Agentur für Gesundheits- und Ernährungssicherheit tat dies in der ersten Novemberwoche bei 21 und in der zweiten bei 17 in Vorarlberg. Berücksichtigt man dies, erhöht sich die Zahl der Sterbebefälle aufgrund der Pandemie um ein Drittel.
Das Schlimmste ist damit noch nicht überstanden. Die Statistik, in der sämtliche Sterbefälle erfasst sind, endet derzeit mit 15. November. Seither hat sich die Zahl der Coronaopfer in Vorarlberg beinahe verdoppelt.
Schaut man weiter zurück in der Statistik, fällt auf, dass es in den vergangenen Jahren nur drei Wochen gegeben hat, in denen noch mehr Menschen gestorben sind als Anfang November; eine davon entfällt auf Anfang 2018, zwei auf Anfang 2017. Damals war die saisonale Grippe, die in dieser Zeit meist ihren Höhepunkt erreicht, sehr schwer; es gab bis zu 95 Sterbefälle in einer Woche. Im Herbst sind nie so viele wie zuletzt registriert worden.
Laut Statistik Austria ist die Zahl bundesweit außergewöhnlich hoch. Kein Wunder: Das „Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten“ führt einen Überblick, der aus österreichischer Sicht bitter ausfällt: In der Mehrheit der Länder, von Großbritannien über Spanien, Deutschland und Schweden bis Frankreich, gab es zumindest in den vergangenen 14 Tagen weniger Coronasterbefälle gemessen an der Bevölkerung als in Österreich. Deutlich mehr waren es in Belgien und Tschechien oder Bulgarien und Slowenien. JOH
„Die Entwicklung bringt länger zurückliegende Infektionen zum Ausdruck.“