Liftbetreiber kontra Pandemie

Werben um heimische Kunden mit unterschiedlichen Mitteln. Corona lässt die Branche zittern.
SCHWARZACH Die Lust aufs Skifahren erfuhr spätestens seit Dienstag einen Schub. Erstmals Schnee bis ins Tal, das lässt die Herzen höherschlagen. Doch ob es mit Aufstiegshilfen heuer in gewohntem Ausmaß tatsächlich hoch hinauf gehen kann, lässt sich noch nicht sagen. Eine zwischenzeitliche Klärung könnte es am Mittwoch geben.
Es ist aber nicht nur die nahe Zukunft, die den Seilbahnern und Liftgesellschaften Sorgen bereitet. Für viele stellt sich auch die Frage: Wie kommt man den Saisonkartenbesitzern aus dem Vorjahr entgegen, denen coronabedingt schöne Skitage entgangen sind? Und was tun, sollte die Pandemie auch heuer wieder die ohnehin später beginnende Saison abrupt beenden?
Kompensationen
Die Verantwortlichen der Montafon Brandnertal-Card locken unter anderem mit einer Gratis-Saisonkarte für Kinder bis zu zehn Jahren. Darüber hinaus gibt es eine Geldrückerstattung, sollte der Betrieb an mehr als 65 Tagen, das ist die Hälfte der ganzen Skiaison, eingestellt sein. In diesem Fall besteht ein Anrecht auf Entschädigung von 0,60 Euro (ermäßigte Kinderkarte) bis 5,30 Euro (Erwachsenenkarte) pro ausgefallenem Skitag. Voraussetzung dafür: Der Karteninhaber hat diese nur an weniger als 20 Tagen genutzt.
„Das Risiko ist für den Konsumenten allemal geringer als das unsrige“, argumentiert Peter Marko (57), Geschäftsführer der Silvretta-Montafon, und rechnet vor: „Uns kostet die Entscheidung zum unwiderruflichen Hochfahren der Saison, mit allem was dazugehört, zwischen fünf und sechs Millionen Euro. Ein Saisonkartenbesitzer hat nach zehn Mal Skifahren seine Investition (Anm.: 525 Euro im Vorverkauf, voller Preis) herinnen.“ Nervös sieht Marko der am Mittwoch erwarteten Entscheidung über eine mögliche Öffnung der Skigebiete entgegen. „800 Arbeitsplätze hängen von diesen Entscheidungen ab“, verweist Marko auf die wirtschaftliche Bedeutung des Skibetriebs. „Wir könnten den Betrieb jederzeit aufnehmen.“
Ski Arlberg, wo eine Saisonkarte für Erwachsene 885 Euro kostet und es im Gegensatz zu Montafon Brandnertal und dem 3-Täler-Pass keinen Vorverkaufsrabatt bis zum 20. Dezember gibt, hat ein eigenes System für Rückvergütung entwickelt. Gestaffelt wird dabei je nach Zahl der Sperrtage Geld rückerstattet. Es beginnt bei 16 Sperrtagen mit zehn Prozent des Kaufpreises einer Saisonkarte und endet mit 70 Prozent Rückerstattung im Fall einer Sperre der Lifte ab 121 Tagen. „Wir gewähren den Saisonkartenbesitzern des Vorjahres zudem einen zehnprozentigen Rabatt auf die neue Karte“, teilt Klaus Huber, Geschäftsführer von Ski Arlberg, mit. Allerdings: „Sollte die Skisaison erst später beginnen können, werden wir die ganze Tarifgestaltung noch einmal adaptieren“, ergänzt Huber.
Jeder, wie er will
Beim 3-Täler-Pass gilt bisher nur: zehn Prozent Rabatt für Saisonkartenbesitzer des Vorjahrs. Doch gegenwärtig sind die Verantwortlichen damit beschäftigt, ein Konzept zu erstellen, wie im Falle eines pandemiebedingten Abbruchs der Skisaison Saisonkartenbesitzer entschädigt werden. „Da gibt es Überlegungen, die jenen am Arlberg und im Montafon sehr ähnlich sind“, bestätigt Günter Oberhauser, Geschäftsführer der Skilifte Warth und Diedamskopf.
Warum die Vorarlberger Liftbetreiber nicht zusammen eine gemeinsame Pandemiestrategie verfolgen, liegt für Michael Tagwerker, Fachgruppengeschäftsführer für Seilbahnen in der Wirtschaftskammer, auf der Hand: „Das sind eigenständige Unternehmen mit eigenständigen Tarifgestaltungen.“ Gemeinsam einbringen könne man sich freilich bei Vorarlberg Tourismus für eine Marketingoffensive im Verlauf der Skisaison. Voraussetzung: Die Coronasituation verbessert sich markant und ausländische Gäste können wieder ungehindert ins Land kommen. VN-HK
„Das Risiko des Konsumenten beim Kauf einer Saisonkarte ist geringer als das unsrige.“

VORARLBERGER SEILBAHNEN
32 Skigebiete
306 Bahnen und Lifte
1000 Mitarbeiter
20 Lehrlinge