Tunnelbau soll Feldkirchern mehr Lebensraum bringen

Land treibt Feldkirchs Stadttunnelbau voran und macht weitere Millionen locker. Kritik von Grünen und Klimaschützern.
Bregenz, Feldkirch Einst nannte sich das Projekt Letzetunnel, dann wurde es in Südumfahrung Feldkirch (SUF) umbenannt. Jetzt lautet die Bezeichnung Stadttunnel Feldkirch und wird nicht nur von Kritikern vielfach als Tunnelspinne bezeichnet. Was die Umsetzung des millionenschweren Vorhabens betrifft, so wollen die Betreiber aufs Gaspedal steigen. Die Landesregierung hat in ihrer jüngsten Sitzung jedenfalls weitere 23 Millionen Euro zur Vorbereitung des Großvorhabens mehrheitlich beschlossen.
Grüne Landesräte strikt dagegen

Stichwort mehrheitlich: Zum Missfallen von LH Markus Wallner (VP) stimmten die Grünen mit den Landesräten Johannes Rauch und Katharina Wiesflecker als Koalitionspartner nicht mit. Immerhin, so heißt es im Landhaus, sei der Bau der Röhre im Regierungsübereinkommen mit den Schwarzen paktiert.
Trotz Corona wurden in den vergangenen Monaten die ersten vorbereitenden Teilbaulose in Angriff genommen, erklärte Straßenbaulandesrat Marco Tittler (VP). Bereits im vergangenen Herbst begannen in der Felsenau auch die Vorbereitungen für die Bahnverladungsanlage, um Ausbruchmaterial von 950 Tonnen pro Tag künftig umweltfreundlich per Bahn abtransportieren zu können. Im Zusammenhang mit der Straßenverlegung und dem Bau der Schulbrüderstraße sei auch eine neue Steuerung der Signalanlage bei der Straße L 191a in Betrieb genommen worden.
Bau von zwei Sondierstollen
„Es wäre fatal, vor dem Hintergrund einer Krise Investitionen zurückzufahren.“
Marco Tittler, Straßenbaulandesrat
„Projekte, die Wertschöpfung schaffen und Arbeitsplätze sichern, sind derzeit wichtiger denn je“, verwies Tittler neben der Bedeutung des Bauvorhabens für den Verkehr auch auf dessen volkswirtschaftlichen Nutzen. „Zudem liegt für den Bau eine rechtsgültige Baubewilligung vor. Auf dieser Grundlage wird das Projekt umgesetzt.“ Konkret werde bis 2022 die überörtliche Radverbindung zwischen Feldkirch und Frastanz weg von der stark befahrenen L 190 zum Illufer hin neugestaltet. Im Herbst 2021 erfolge schließlich der Anschlag des Erkundungsstollens Altstadt und ab Herbst 2022 soll ein 1200 Meter langer Erkundungsstollen von Tisis aus in Richtung des künftigen Kreisverkehrs im Berginneren vorangetrieben werden. Diese beiden Bauwerke sollen nicht nur wertvolle Erkenntnisse liefern, um das geologische Risiko beim Bau möglichst gering zu halten, sondern dienen dem Tunnel künftig als Wartungs- und Rettungsstollen, betonten Tittler sowie Stadtchef Wolfgang Matt (VP) und gaben sich optimistisch, dass die Röhre bis 2030 fertig sein wird und den Feldkirchern mehr Lebensraum bringen wird. Ihre Zusage: „Auch während der nun laufenden Bauphase wird die Information der Bevölkerung fortgeführt und noch weiter intensiviert.“

Tunnelgegner mit lautstarker Kritik
In Zeiten wie diesen müsse ein solches Megaprojekt hinterfragt werden, die Schwarzen hätten die Vorarbeiten für den Bau im Alleingang durchgewunken, kritisiert Marlene Thalhammer als Stadträtin der Grünen in der Montfortstadt. „Neben der Klimakrise gibt es jetzt noch eine zweite Krise, die gegen das teure Projekt spricht, nämlich die Budgetkrise durch die Corona-Pandemie. Dabei ist das ganze Ausmaß noch gar nicht abzusehen.“ Kosten von 275 Millionen Euro stehen in keiner Relation zum Nutzen. In eine ähnliche Kerbe schlagen sieben Klimaschutzorganisationen. Sie appellieren an das Land, das Vorhaben zu überdenken. Der Stadttunnel müsse auf einen sinnvollen Kern reduziert werden. Damit würden sich mehr als 200 Millionen Euro einsparen lassen, sagt Christof Drexel als Obmann der Aktion KlimaVOR!.