Klärschlamm: Importe statt Recycling

Industrie soll Klärschlammentsorgung mitzahlen, fordern Grüne. Abbau und Import ist günstiger als Recycling.
Schwarzach Phosphor gehört zu den Bausteinen des Lebens. Pflanzen ziehen sich Phosphor aus dem Boden, Dünger bringt den Stoff zurück auf das Feld. Phosphor für Dünger wird zum Beispiel in Marokko in großen Anlagen abgebaut. Klärschlamm enthält fünf Prozent Phosphor und wurde lange Zeit als Kompost zum Düngen verwendet. Das ist aber mehr erlaubt (die VN berichteten). Klärschlamm muss entsorgt und verbrannt werden, was wiederum die Abwassergebühren beeinflussen dürfte. Die Grünen fordern, dass auch Industriebetriebe ihren Anteil bezahlen. Was den Schlamm betrifft, liegen die Hoffnungen auf dem Marktpreis und der Wissenschaft.
Das Image des Klärschlammkomposts: in der Branche als Biomasse gefeiert, in der Landwirtschaft als Biodünger verwendet, in der Öffentlichkeit als Abfallentsorgung auf den Wiesen wahrgenommen. So erinnert sich Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger: “Man hat das Material jahrelang sehr kritisch betrachtet. Deshalb darf man sich nicht wundern, dass klare Regeln eingezogen werden.” Für die Landwirtschaft sei Kreislaufwirtschaft wichtig, weshalb Gülle das Düngemittel der Wahl ist: “Was auf dem Betrieb anfällt, erhält der Boden zurück.” Phosphordünger muss zugekauft werden.
Vorarlberg Naturschutzanwältin Katharina Lins sieht auch im Klärschlammkompost einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. “Wenn man den Schlamm schadlos machen kann, wäre es schon sinnvoll, ihn zu verwenden.” Das betonte auch die Branche in zahlreichen Stellungnahmen zum damaligen Gesetz. Im Gegensatz zu Wirtschafts- und Handelsdünger sei Klärschlammkompost aufwendig geregelt.
“Kosten gerecht aufteilen”
Wie berichtet, hat der Gemeindeverband bei der Ausschreibung noch damit gerechnet, dass ein Teil des anfallenden Klärschlamms als Kompost verwendet werden kann. Nun finden sich aber keine Abnehmer, was die Entsorgung teurer macht als geplant. Den Gemeinden kostet das innerhalb von drei Jahren zusätzlich über eine Million Euro. Der Grüne Landtagsabgeordnete Christoph Metzler fordert, dass die Kosten nicht nur bei den Bürgern hängen bleiben. “Mehr als die Hälfte des Klärschlamms in Vorarlberg wird von Großverschmutzern verursacht.” Gut sei, dass Klärschlamm nicht mehr als Dünger verwendet werden darf, schließlich enthalte er gefährliche Schadstoffe.
Aber wohin damit? In Vorarlberg wird diskutiert, ob eine große Trocknungsanlage gebaut werden soll. Damit könnte die Menge, die transportiert und verbrannt wird, auf ein Drittel reduziert werden. Im Jahr 2019 sind – auf Trockensubstanz umgerechnet – 9633 Tonnen angefallen. Sogar eine eigene Verbrennungsanlage steht zur Diskussion. Damit sie sich rechnet, müsste allerdings eine große Menge Klärschlamm importiert werden. Bleibt also Recycling. Derzeit ist es möglich, aus der Asche von verbranntem Klärschlamm Phosphor zu gewinnen. Das kostet pro Kilogramm circa 4,5 Euro. Der Weltmarktpreis liegt bei 1,5 Euro. Solange die Lagerstätten nicht erschöpft sind, bleibt Import also günstiger. Die Asche wird bis dahin in Deponien gelagert.