Morgenzeilen als Inspirationsquelle

Autor Manfred Strolz veröffentlichte sein neuestes Buch „Spurensuche“.
Bludenz Manfred Strolz zählt sicherlich als Bludenzer Original. Er ist viel unterwegs, im Sommer zumeist barfuß. Seinen Rucksack geschultert, seine Pfeife im Mund ist er, übrigens auch Mitbegründer des Filmfestivals Alpinale, eine vertraute Erscheinung in der ganzen Region. Immer dabei hat er auch sein kleines Notizbuch. „Darin zeichne ich alle meine Gedanken, die mitunter sehr sprunghaft sein können, auf. Ich muss meine Ideen sofort notieren.“ Das kleine Notizbuch leistete ihm auch gute Dienste, als er in den letzten drei Jahren den Bodensee in Etappen zu Fuß umwanderte: „Damals wurde bei mir Diabetes diagnostiziert. Der Arzt stellte mich vor die Wahl, umgehend mein Gewicht um zehn Kilogramm zu reduzieren und dadurch weniger Medikamente nehmen zu müssen – oder eben ein hohes Risiko durch mein hohes Körpergewicht zu haben. Zwischenzeitig habe ich sogar 24 Kilogramm abgenommen. Es war oft ein Kampf, den inneren Schweinehund zu überwinden, aber schlussendlich hat es geklappt. Ausreichend Bewegung und eine gesunde Ernährung gehören seither für mich unabdingbar zu meinem Lebensstil.“
Im Buch festgehalten
Bei der Wanderung um den Bodensee entstanden Gedanken, die in Form von lyrischen Exponaten mittlerweile in seinem neuesten Buch „Spurensuche“ erschienen sind. Die Präsentation des Buches hätte am
7. November stattfinden sollen; Covid-19-bedingt musste die Buchpräsentation nun allerdings verschoben werden.
Der Verkauf sei – trotz der widrigen Umstände – bereits gut angelaufen. Diesmal haben gleich zwei Lektorinnen, nämlich Michaela Danhöfer und Ingrid Baxa-Verzetnitsch, das neue Werk überarbeitet. Mitgewirkt haben außerdem die Fotografin Bernadette Ganahl und der Musiker Franz Heindl, dessen CD dem Buch beiliegt.
Den Schreibprozess schildert der Autor folgendermaßen: „Ich gehe immer um 19.30 Uhr schlafen, insofern betrifft mich die derzeitige Ausgangssperre überhaupt nicht. Dafür stehe ich um 4 Uhr morgens auf. Da verfasse ich auch sogleich meine ‚Morgenzeilen‘, das ist ein loses Freischreiben meiner Gedankengänge. Mein Kopf wird dadurch frei. Schließlich entsteht dadurch die Inspiration für meine Gedichte. Ich trete dabei in den Dialog mit der Schöpfung. Für jeden Autor kommt früher oder später die Auseinandersetzung mit Gott und dem Tod.“
Zugang durch Krankheit erweitert
Zum Schreiben kam der Vater von vier erwachsenen Söhnen auf Umwegen. Nachdem er unter anderem als Lkw-Fahrer und Verkäufer gearbeitet hatte, war er als freiberuflicher Journalist tätig. Sein damaliger Redakteur ermunterte ihn zur Verfassung weiterer Texte. Eine einschneidende Diagnose war damals auch Anlass, durch sie fand der Bludenzer den Zugang zum Schreiben: „Bei mir wurde eine psychische Erkrankung, nämlich Schizophrenie, festgestellt. Ich habe schon in jungen Jahren die Leute beim Wandern und Skifahren mit meinen Gedichten und Aphorismen unterhalten. Sagte man mir ein Wort, konnte ich sofort eine Geschichte dazu erzählen. Lyrik habe ich immer schon gemocht. Durch die Schizophrenie-Erkrankung hat sich mein Zugang jedoch erweitert. Ich halte mich ganz klar an die Gebote der Ärzte, schätze aber die vielseitige künstlerische Herangehensweise, die mir seither möglich ist.“
Mittel gegen schlechte Laune
Ein Schlüsselerlebnis war zudem die Begegnung mit einer Herausgeberin auf einem Schreibseminar in Deutschland. Diese forderte ihn auf, ihr doch seine Sachen zu schicken. Erst Monate später hielt er Belegexemplare eines literarischen Monatshefts in seinen Händen: „Es war aufregend und motivierend, meinen Namen im Impressum zu lesen.“
Dabei fiel ihm das Schreiben immer leichter: „Diszipliniertes Arbeiten und Ausdauer war ich gewohnt. Ich musste diese Eigenschaften nur noch im persönlichen Bereich integrieren.“ Schreiben ist für ihn ein Beruf, dem man sich ernsthaft widmen sollte. Sollte der grundsätzlich optimistische Autor einmal schlechte Laune haben, dann gibt es nur ein Gegenmittel: Schreiben. BI
Zur Person
Manfred Strolz
Geboren 4. Oktober 1953
Familie vier erwachsene Söhne
Beruf Autor, Journalist
Hobbys Wandern, Lesen, Fotografieren