Entspannen beim Spinnen

Im Museum in Gaschurn rattern regelmäßig die Spinnräder.
Gaschurn Jeden zweiten Montag im Monat wird in der Gaschurner „Spinnstube“ Wolle gesponnen. Gründerin Edith Schuchter freut sich immer über die weit über zehn Frauen, die sich im Museum treffen und miteinander einen lustigen, unterhaltsamen Nachmittag verbringen. Dabei werden verschiedene Techniken ausgetauscht, es wird viel gelacht und Kaffee getrunken. Besonders die kleinen Museumsbesucher sind begeistert, wenn sie auf die Runde von Spinnerinnen treffen, kennen sie doch das Spinnrad nur aus dem Märchen.
Eine der ältesten Techniken
Von Hand gesponnen wurde in Europa bereits um 6000 v. Chr. Das Verspinnen von Wolle zu Garn ist wie das Weben eine der ältesten Techniken der Menschheit. „In die Spinnstube kann jeder kommen und einfach einmal probieren, wie Spinnen funktioniert. Wer ein Spinnrad zuhause hat, kann dies gerne mitbringen“, erzählt Schuchter.
Surrend saust das Spinnrad
Früher musste gesponnen werden um an Kleidung zu kommen. In jedem Haushalt befanden sich ein Spinnrad und ein Webstuhl. Seither haben die Menschen nie aufgehört zu spinnen. „Viele Besucher, die zu uns kommen, wissen gar nichts über die Entstehung von Wolle. Deshalb möchte ich das noch einmal erklären: Erst werden die Schafe geschoren, dann wird die Wolle gewaschen und getrocknet. Damit mit dem Spinnen begonnen werden kann, muss die Wolle erst „kardiert“ (die Wollfaser wird maschinell oder von Hand in die Länge gezogen), dadurch entsteht das Vlies, mit dem gesponnen werden kann“, erklärt Edith Schuchter. Der gesponnene Faden wird auf die Haspel aufgespannt, nass gemacht, getrocknet und kommt danach auf den Webstuhl. Gesponnen wird für das Museum mit der Wolle vom Montafoner Steinschaf. Gewebt wird in Schruns, dann entstehen Polster, Sitzauflagen, Taschen und Spielzeug, auch für das Museum. Verkauft werden die Sachen nur auf Bestellung.
Wie im Märchen
Den Frauen in der Spinnstube beim Arbeiten zuzusehen, die Konzentration und die Freude in den Gesichtern zu sehen, das Surren der Spinnräder und lautes Lachen zu hören, lässt im Museum in Gaschurn ein ganz besonderes Ambiente entstehen. Es erinnert fast ein wenig an ein Bühnenbild oder eine Filmszene. Die Spinnstube ist die einzige im Land und Edith Schuchter ist sichtlich stolz auf ihr Werk. „Spinnen entspannt mich schon nach wenigen Minuten. Es braucht die totale Konzentration. Ich liebe diese Arbeit“, schwärmt sie. YAS
