Friedhof als Vorzeigemodell

Vorarlberg Museum zeigt Islamischen Friedhof Altach in Kleinformat.
Bregenz, Altach Die Sammlung des Vorarlberg Museums ist um einen bedeutsamen Neuzugang reicher. Der Vorarlberger Gemeindeverband vermachte dem Museum in einer Schenkung das Architekturmodell des islamischen Friedhofs in Altach. Die 2012 nach Entwürfen von Bernardo Bader fertiggestellte Anlage ist nicht nur ein herausragendes Beispiel Vorarlberger Architektur. Der Friedhof war ein wichtiges Signal an die muslimische Bevölkerung, in Vorarlberg angekommen und angenommen zu sein. Seit der Eröffnung haben 87 Bestattungen stattgefunden, heuer waren es bis November 23.
Eigener Friedhof für Muslime
Glaubte man in den 1970er-Jahren, dass türkische Gastarbeiter nach einiger Zeit des Geldverdienens wieder in ihre Heimat zurückkehren würden, zeigte sich gut 40 Jahre später ein völlig anderes Bild: 38.000 Muslime und Musliminnen lebten in Vorarlberg – nicht nur Türken, auch Kriegsflüchtlinge aus Jugoslawien und Tschetschenien sowie Menschen aus Nordafrika und Südostasien. Die Muslime bildeten nach den Katholiken die zweitgrößte Religionsgruppe, aber es gab für sie nur in Wien einen Friedhof.
Der Vorarlberger Gemeindeverband startete zu Beginn des Jahrtausends einen partizipativen Prozess mit der Vorarlberger Landesregierung, den islamischen Gemeinschaften und weiteren Partnern. Das Ziel: ein eigener Friedhof für Muslime, aber kommunal getragen, offen für islamische Verstorbene aus allen Gemeinden des Landes und aller konfessioneller Richtungen des Islam. Die Gemeinde Altach übernahm 2007 die Trägerschaft.
Nach Regeln islamischer Religion
Der Friedhof von Architekt Bernardo Bader wurde nach den Regeln der islamischen Religion errichtet. Neben der Ausrichtung nach Mekka und dem Ritus der Reinigung ist die Erdbestattung verpflichtend. Die Anlage bietet Platz für rund 700 Gräber und verfügt über einen Aufbahrungsraum, Räume für die rituelle Waschung und das Gebet sowie einen überdachten Bereich für die Verabschiedung der Toten. Sie dient auch als Einrichtung zur Verabschiedung, falls Verstorbene in ihre Heimatländer überführt werden. Architekt Bader erhielt zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen für dieses Projekt.
„vorarlberg. ein making-of“
Für die Gemeindeverbandspräsidentin und Dornbirner Bürgermeisterin Andrea Kaufmann ist der islamische Friedhof ein Zeichen der Solidarität und des Miteinanders. „Das ist gerade in der heutigen Zeit wichtiger denn je“, betont sie. Das Vorarlberg Museum erhält mit dem Modell ein Objekt, ohne das die Geschichte der Migration und Integration in Vorarlberg unvollständig erzählt wäre. Zu sehen aktuell in der Ausstellung „vorarlberg. ein making-of“, später wird es sicher für künftige Generationen im Depot des Museums verwahrt. Die Vorarlberger Gemeinden können es weiterhin für Ausstellungszwecke ausleihen.