Deutschland und Schweiz sehen sich zu Verschärfungen gezwungen
Neuinfektionen gehen nicht zurück: Söder für harten Lockdown über den Jahreswechsel.
München Hoffnungen auf ein baldiges Ende der zweiten Welle haben sich zerschlagen: In Österreich sinkt die Zahl der Infektionen pro 100.000 Einwohner und Woche (Inzidenz) stetig, aber langsam. Gestern belief sie sich auf 242. In Vorarlberg ist sie seit dem Massentest-Wochenende auf 299 gestiegen. Schlechter noch sind die Entwicklungen in Nachbarstaaten: Im besten Fall stagniert die Inzidenz. Da und dort muss nachgeschärft werden. In Deutschland fordert die Akademie der Wissenschaften, die Leopoldina, einen harten Lockdown für die Weihnachtsferien: „Ab dem 24. Dezember 2020 bis mindestens zum 10. Jänner 2021 sollte in ganz Deutschland das öffentliche Leben weitgehend ruhen und ein harter Lockdown gelten.“ Das Wort der Leopoldina hat Gewicht. Sie berät die Bundesregierung. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) griff ihre Forderung gestern umgehend auf und sprach sich für den harten Lockdown aus: „Es geht um die Sicherheit Bayerns.“ Die Zahlen würden „einfach nicht runtergehen“. Deutschland ist vor Österreich zu einem weichen Lockdown geschritten, in weiterer Folge aber zu keinem harten übergegangen. Zunächst schien das aufzugehen: Die Inzidenz ist nicht explodiert. Seit Anfang November ist sie aber nicht gesunken, seit einigen Tagen nimmt sie sogar leicht zu und beläuft sich nunmehr auf 147.
So ähnlich sind die Verhältnisse auch in benachbarten Landkreisen: Lindau und Oberallgäu liegen jedoch über 100 sowie Ravensburg und der Bodenseekreis relativ konstant über der kritischen Marke von 50.
Nicht besser läuft es in der Schweiz: Die Eidgenossen haben die Zahl bestätigter Infektionen pro 100.000 Einwohner und Woche im November auf rund 300 halbieren können, jetzt ist sie jedoch wieder auf 322 gestiegen. Zuwächse setzte es auch in den Kantonen St. Gallen und Graubünden. Ein Kanton nach dem anderen beginnt Maßnahmen zu verschärfen. Gestern kündigte Zürich an, Präsenzunterricht an Schulen einzuschränken. Vom 12. Dezember bis 20. Jänner sollen, so die Regierung, auch Restaurants, Läden und Freizeitbetriebe um 19 Uhr schließen. Für private Feiern schlägt der Bundesrat eine maximale Zahl von fünf Personen aus zwei Haushalten vor. Ausnahme: Feiern bis zehn Personen vom 24. bis 26. sowie am 31. Dezember. SBB und Trenitalia stellen den Grenzverkehr auf der Schiene mit der Schweiz ab Donnerstag auf unbestimmte Zeit ein. JOH