100 neue Züge gesucht

Ausschreibung für Talent-3-Alternative gestartet. Bombardier bleibt zuversichtlich.
Schwarzach Gesucht wird jemand für “Konstruktion, Herstellung und Lieferung sowie optionale Instandhaltung von bis zu 100 Elektrobetriebszügen”. Länge: circa 100 Meter, optional 75 Meter. Maximalgeschwindigkeit 160 Stundenkilometer. Laufzeit 120 Monate. Bis 23. Dezember haben Interessenten Zeit, sich bei den ÖBB für den Bau der Zuggarnituren zu bewerben. So steht es in der Ausschreibung, die seit Freitag im EU-Amtsblatt einsehbar ist. Wie die VN berichteten, ist es den ÖBB zu bunt geworden. Eigentlich hätten 21 neue Talent-3-Garnituren des Zugherstellers Bombardier seit Mitte 2019 auf Vorarlbergs Schienen verkehren sollen. Mehr als ein Zug im Probebetrieb ist es bisher nicht. Die ÖBB suchen Alternativen, falls es weitere Verzögerungen gibt. 2021 soll eine Entscheidung fallen. Hersteller Bombardier bleibt zuversichtlich.
Die Neuausschreibung möchte man nicht kommentieren, betont Bombardier-Sprecherin Caroline Hödl. Aber: “Wir sind von den Vorzügen unseres Talent 3 überzeugt.” Bombardier sei sich der Schwierigkeiten bewusst. “Bei einer innovativen Produktneuheit wie dieser sind Stolpersteine zu Beginn nicht unüblich”, schreibt Hödl. Sie ist zuversichtlich: “In den kommenden Wochen werden nun weitere Züge folgen, sodass im kommenden Jahr alle 21 Züge auf den Schienen Vorarlbergs unterwegs sein werden.”
Die ÖBB möchten mit ihrer Neuausschreibung nicht nur einen Plan B, sondern maximalen Druck auf Bombardier ausüben. Schließlich umfasst der Rahmenvertrag für ganz Österreich 300 Züge im Wert von 1,8 Milliarden Euro. Für 100 Stück werden nun Alternativen gesucht. Ursprünglich hätten in Tirol diesen Herbst die ersten von 25 neuen Talent-3-Zügen fahren sollen. Auch dort gilt 2021 als wahrscheinlicher neuer Termin. Jeder verlorene Tag kostet die ÖBB Geld. Über den Verkehrsdienstevertrag mit den Bundesländern wird geregelt, wie viel ein Fahrkilometer kostet. Vorarlbergs Vertrag umfasst 13 Millionen Euro pro Jahr. Außerdem fließen 8,5 Millionen Euro Tariferlöse. Die Beträge gelten, wenn alle Leistungen erbracht werden. Darunter fällt der Talent 3. Gelingt es nicht, sinkt der Betrag, was derzeit geschieht.
Mobilitätslandesrat Johannes Rauch teilt mit: “Die Neuausschreibung liegt nicht in unserem Einflussbereich. Wir haben einen laufenden Vertrag mit den ÖBB und gehen davon aus, dass dieser erfüllt wird.” Derzeit sind Garnituren des City-Airport-Trains (CAT) im Einsatz, da der Betrieb des Flughafens Wien coronabedingt zurückgefahren wurde. Auch Talent 1 und Fernverkehrszüge sind im Einsatz. Man müsse alle Reserven mobilisieren. ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair bestätigt den VN gegenüber die Neuausschreibung: “Wir schaffen damit ein Sicherheitsnetz für die Bahnfahrer in Vorarlberg. Kommt der Talent 3, brauchen wir keine Alternative. Bekommt er die Zulassung jedoch nicht, haben wir bereits Vorkehrungen getroffen.”
Der Vorarlberger ÖVP-Landtagsabgeordnete Patrick Wiedl befürwortet den Schritt der ÖBB. Aufgrund der benötigten Kapazität wünscht er sich von Landesrat Rauch, dass er die ÖBB auffordert, den Liefervertrag zu kündigen. Man solle auf Bewährtes zurückgreifen. VN-mip
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