Wie eine moderne Herbergssuche die Menschen wachrütteln soll

Humanity Memorial Group setzte in Bludenz ein Zeichen der Solidarität und Menschlichkeit.
Bludenz Trotz Kälte und Regen kamen am Samstag zahlreiche Besucher zur „Herbergssuche“ der Humanity Memorial Group in die Bludenzer Altstadt, um somit ein sichtbares Zeichen der Unterstützung von flüchtenden Menschen zu setzen. Nachdem als Einstieg über Lautsprecher „Wind aus Lesbos“ zu hören war, was zur Verdeutlichung der Situation der Flüchtlinge auf der griechischen Insel diente – das neue Lager liegt sehr exponiert nahe am Meer – folgte eine zweiminütige Stille. So wie alle Beiträge an diesem späten Nachmittag immer wieder von Stille unterbrochen wurden.
Unmenschliche Zustände
„Es berührt mich sehr, dass heute so viele Menschen gekommen sind. Mein Name ist Andrea Steurer und ich wohne in Bürs und habe ein Zuhause“, erklärte die Moderatorin. „Die Bilder der unerträglichen, unmenschlichen Zustände in den Flüchtlingslagern erzeugen Wut. Aus Wut entsteht aber auch Mut. Und Mut brauchen Menschen auf der Flucht. Ich weiß nicht, ob ich diesen Mut aufbringen könnte. Asyl zu suchen ist ein Menschenrecht. Dieses Menschenrecht wird im Umgang mit Flüchtenden völlig missachtet.“ Im Vorfeld wurden die Bürgermeister des Bezirks Bludenz zur Flüchtlingsthematik kontaktiert und um Stellungnahmen gebeten. „Es ist wichtig, ein Zeichen für Menschlichkeit zu setzen. Bei uns im Land herrscht Sicherheit, Stabilität und beste gesundheitliche Versorgung. Es wäre eigentlich eine Selbstverständlichkeit, hundert unbegleitete Kinder oder Familien in Österreich aufzunehmen. In der Bevölkerung besteht der überwiegende Wunsch, dies auch zu tun“, zeigte sich Vizebürgermeister Mario Leiter in seiner Ansprache überzeugt.
Auch der neue Montafoner Standesrepräsentant Bürgermeister Jürgen Kuster stimmte dem zu: „Ich bin heute hier stellvertretend für alle Zivilgemeinschaften aus dem Montafon. Leider ist die schreckliche Situation der Menschen in den Flüchtlingslagern durch die aktuelle Coronakrise in den Hintergrund geraten. Deshalb braucht es engagierte Leute wie die Humanity Memorial Group, um immer wieder darauf aufmerksam zu machen.“ Und auch Jürgen Schacherl, Gemeindevertreter in Bürs, betonte: „Es ist sehr kalt geworden in unserem Land. Die Verhältnisse auf Lesbos sind eine Schande! Es gilt, die Menschenrechte für alle zu verteidigen.“ Die Untergrabung der Menschenrechte dürfe nicht hingenommen werden.
Nebst anderen Programmpunkten wurde in einer Performance von Brigitte Walk und Amos Postner die systematische Erniedrigung von Geflüchteten thematisiert. Beim Publikum herrschte betroffene Anteilnahme. BI

In der heutigen Zeit, in der ohnehin alle abgelenkt sind, finde ich es umso wichtiger, Aktionen für die Schwächeren in unserer Gesellschaft und auch für Flüchtlinge zu setzen. Patrick Steurer, Bürs

Ich beteilige mich an dieser Aktion, weil ich es unglaublich scheinheilig finde, im Parlament eine Gebetsstunde abzuhalten und gleichzeitig flüchtende Menschen sterben zu lassen. Christa Engstler, HM Group

Es geht um ein Grundrecht für alle Menschen, das eigentlich selbstverständlich sein sollte. Im Grunde genommen finden wir es traurig, hier stehen zu müssen. Mario Frank und Michael Tscholl, D’Eisprinza