Elternvertreterin redet Klartext: „Lehrer sollten sich wöchentlich testen lassen!“

Warum tut das Personal im Tourismus wie selbsterständlich das, worüber sich Lehrer aufregen, fragt sich Gudrun Mittelberger.
Klaus Die Mittelschule Klaus wurde von Corona schwer getroffen. Mehrere Wochen funktionierte die Bildungsstätte zu Beginn dieses Schuljahres nur im Notbetrieb, musste zwischen Distance Learning und Präsenzunterricht jonglieren und improvisieren. Schwer getroffen hatte es unter anderem die 3c-Klasse, immer wieder verhinderten Infektionen einen geregelten Unterricht.
Kein Verständnis für Lehrer
Gundrun Mittelberger (51) ist die Elternvertreterin der 3c-Klasse. Sie hat kein Verständnis dafür, dass Lehrer überhaupt daran denken, sich dem Test zu verweigern. „Ich bin aufgrund der gemachten Erfahrungen an der Schule meiner Tochter für eine flächendeckende Testung an allen Schulen. Es sollte für alle Lehrer eine Selbstverständlichkeit sein, sich testen zu lassen Und zwar wöchentlich.“
„Es sollte für Lehrer selbstverständlich sein, sich testen zu lassen.“
Mittelberger, selbst Lehrerin, bemüht den Vergleich mit dem Tourismus. „Wie kann es sein, dass viele Tourismusbetriebe alle ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig zu Tests beordern können. Und in der Schule, da wo es jeden Tag zu Kontakten von Erwachsenen mit Kindern kommt, soll das nicht möglich bzw. verpflichtend sein?“, fragt sich die engagierte Elternvertreterin.
Man könne von Lehrerseite nicht einerseits offene Schulen fordern, andererseits aufschreien, wenn man im Sinne einer höheren Sicherheit zu Tests aufgerufen wird.
Keine Empfehlung
Dass die Art der Kommunikation des Bundes mit den Lehrern von diesen scharf kritisiert wird, versteht die Elternvertreterin. Doch für Mittelberger ist alles eine Sache der Abwägung. „Da muss man über seinen Schatten springen. Zumal Lehrer sich durch mehr Sicherheit ja selber helfen und womöglich verhindern, dass sie mit Supplierungen dauernd für abgesonderte Kollegen einspringen müssen.“
Dieter Losert, Direktor an der leidgeprüften MS Klaus, will seinem Personal dennoch keine Vorschriften machen. „Ich habe keine Empfehlung abgegeben. Ich persönlich habe mich schon vier Mal testen lassen.“ Dem flächendeckenden Test kann er wenig abgewinnen. „Ich wäre eher für anlassbezogene Tests und andere Maßnahmen.“
Schulleiterkollege Christoph Hämmerle (43) von der MS Dornbirn-Markt stößt sich ebenfalls an der Kommunikation vom Ministerium mit den Schulen. „Wir müssen alles aus den Medien erfahren.“ Hämmerle, der sich selber testen lassen will, glaubt allerdings, dass der Dienstgeber die Lehrer gegebenfalls zur Testung zwingen kann.
Dienstpflicht?
Diese Ansicht wird vom Leiter der Präsidiale in der Bildungsdirektion Vorarlberg, Markus Juranek, gestützt. „Wir warten jetzt auf genauere Informationen vom Gesundheitsministerium, wie das mit der Verpflichtung gemeint ist. Der Gesetzgeber kann gegebenenfalls eine Dienstpflicht zur Testung anordnen. Daraus würden sich dann auch Sanktionen bei Nichtbefolgung ableiten“, bewertet Juranek die Sachlage juristisch.
„Der Dienstgeber kann gegebenenfalls eine Dienstpflicht zur Testung anordnen.“
Markus Juranek, Jurist Bildungsdirektion Vorarlberg
Entschieden gegen verpflichtende Antigentests spricht sich die Gruppierung „Freie LehrerInnen“ in Vorarlberg aus. Dies sei eine „populistische Maßnahme“. Verlangt wird eine freiwillige Möglichkeit für KollegInnen und SchülerInnen, sich im Verdachtsfall testen zu lassen. Sollte es zu verpflichtenden Testungen der Lehrerschaft kommen, müssten auch alle Schüler getestet werden, meint die Lehrergruppierung.