Hat alles seinen Preis?
Wir haben es uns gemütlich eingerichtet in der Gegengeschäft-Mentalität. Stets fragen wir zuerst: Was bringt mir das? Selbst die Kleinsten tun das. Sie lernen schnell. Wenn ich mich brav verhalte, werde ich belohnt. So zaubern sie nicht enden wollendes Glück in die Augen ihrer erschöpften Eltern. Und mit den Größenmarkierungen am Türstock – „wieder einen Zentimeter gewachsen“ – wächst auch der Berg an Spielzeug gewordener Zuneigung.
Manche sind der Ansicht, das bereite Kinder aufs Leben vor. Dort gibt es auch nix umsonst. Alles kostet. Also sollen sie schnellstmöglich gute Händler werden. Nicht solche freilich, die ein besonders reizvolles Produkt auf den Markt brächten. Das haben sie nicht. Aber sie haben das Gefühl verinnerlicht, dass ihnen immer etwas zusteht.
Vielleicht ist einzig vor dem Hintergrund dieser gesellschaftlichen Bankrotterklärung nachvollziehbar, dass sich die Bundesregierung allen Ernstes überlegt hat, die freiwillige Bereitschaft zum Coronatest mit 50 Euro zu belohnen. So hat eine „Leistung“, die nicht wehtut, wenige Minuten dauert, niemandem schadet, aber vielen nützen kann, plötzlich einen Preis. 50 Euro. Allein der Gedanke ist grauenvoll.
Kommentar