Legendäre „Lama“ endgültig gelandet

Ausflottung der Hubschrauber-Type bei Wucher Helicopter nach 45 Jahren. Letzter Flug in Ludesch absolviert.
Ludesch Es war der letzte Flug der Lama in Diensten der Wucher Helicopter GmbH, den Chefpilot Stefan Ganahl gemeinsam mit seinem Vorgänger in dieser Funktion, Hans Bösch, gestern Nachmittag absolvierte. Bösch war es auch, der die erste Lama vor 45 Jahren nach Vorarlberg überstellte und damit den Beginn des kommerziellen Hubschrauber-Transportflugs bei Wucher Helicopter einläutete.
Fünf Millionen Schilling
Wucher Helikopter entstammt aus einem Bauunternehmen, welches stark im alpinen Bau etabliert war. Der Gründer, Baumeister Hans Wucher, hatte schon früh Erfahrungen mit den Schwierigkeiten des Materialtransports zu Baustellen im Hochgebirge gemacht. 1970 bekam er den Auftrag, die Neue Reutlinger Hütte als Selbstversorgerhütte zu errichten und transportierte mit einem privaten Hubschrauber elf Tonnen Material zur Baustelle. Dies war damals die Initialzündung für eine richtungsweisende Entscheidung: Die Baufirma Wucher würde eigene Hubschrauber als optimales Transportmittel für Baustellen im Gebirge einsetzen. Im Jahr 1974 wurde die Idee in die Tat umgesetzt. Hans Wucher kaufte seinen ersten Hubschrauber vom Typ SA 315 B Lama beim französischen Hersteller Aèrospatiale (jetzt Airbus Helicopters) zum Preis von Fünf Millionen Schilling.
Lama im Schuppen
Was noch fehlte, war ein geeigneter Pilot, den Wucher in Person von Hans Bösch fand. Der junge Oberleutnant (Jg. 1943) war der erste Hubschrauberpilot in Vorarlberg. Er flog beim Bundesheer auf dem Flugmuster Alouette III. Wucher machte Bösch ein verlockendes Angebot und schon am 14. Mai 1975 überstellte Bösch die erste Lama von Marseille nach Vorarlberg. Untergebracht war diese vorerst in einem Lagerschuppen in der Nähe des Flugplatzes in Hohenems. Erst später wurde der Hangar am jetzigen Stammsitz in Ludesch gebaut. „Die Lama war der erste richtige Transporthubschrauber für die Berge“, so Hans Bösch. Ein starkes Triebwerk, Dreiblatt Haupt- und Heckrotor, ein verglastes Cockpit mit Rundumblick sowie keine Verkleidung des Heckauslegers und somit Eigengewicht-Ersparnis machten die Lama zu einem Lastenesel. 900 kg Nutzlast konnten befördert werden. Hans Bösch stellt ein Team aus Techniker und Flugeinweiser zusammen und so startete die Transportfliegerei, vorerst nur für das eigene Bauunternehmen.
Die Bekanntheit stieg jedoch rasch und somit auch die Nachfrage. Bereits im ersten Betriebsjahr wurden 300 Flugstunden absolviert. 1979 wurde die Flotte um eine weitere Lama erweitert. Zu Spitzenzeiten zählten fünf Lamas zur Wucher-Flotte.
Erste private Flugrettung
Doch die Lama wurde nicht nur für Material-Transportflüge eingesetzt. Bei Straßensperren im Winter wurden beispielsweise honorige Persönlichkeiten auf den Arlberg gebracht. Mit viel Kreativität wurde aus der Lama auch ein Rettungshubschrauber: Die erste private Flugrettung Österreichs, die Flugrettung-Arlberg, war geboren. Auch erste Heliskiing-Einsätze, zur Stützung der Flugrettungskosten, wurden angeboten.
Einsätze in Österreich und darüber hinaus standen bis vor kurzem auf der Tagesordnung. So war die Lama der ideale Hubschrauber für die „Fliegende Säge“ – ein System für das Ausasten von Lift-, Bahn- und Stromtrassen. Zwei Wucher-Lamas waren einige Jahre in Costa Rica auf Bananen-Plantagen im Dienst. Eine Lama wurde in Peru für die Erdölfeld-Erkundung eingesetzt. „Wir würden die Lama gerne weiterfliegen, aber das gewerbliche Zertifikat wird von Airbus Helicopters zurückgezogen“, gab sich Stefan Ganahl (Jg. 1968) zum Abschied wehmütig.
Eichhörnchen als Nachfolger
Der Nachfolger der Lama stammt ebenfalls aus dem Hause Airbus Helicopters. Die Ecureuil (Eichhörnchen) mit richtigem Namen „H125“. Wucher Helicopter hat zehn Maschinen (Neupreis 2,3 Millionen Euro) dieses Typs in der Flotte. Die Ecureuil ist in ihrem Segment unschlagbar und als bisher einziger Hubschrauber auf dem Mount Everest gelandet.
Auch wenn die Ausflottung der Lama mit dem allerletzten Flug der beiden Captains Hans Bösch und Stefan Ganahl nach 45 Jahren ein mit viel Wehmut und Erinnerung behafteter Akt war, so zeigte man sich bei Wucher auch stolz, was mit Pioniergeist, Innovation und einem ordentlichen Stück Mut alles möglich ist.
