Angst vor Corona hält oft auch von Physiotherapie ab

Nicht einmal ärztliche Verordnungen werden eingelöst.
feldkirch Das Coronavirus belastet. Bei vielen Menschen ist die Furcht vor einer Ansteckung so groß, dass sie sogar Arzttermine ausfallen lassen. Auch andere Berufsgruppen bekommen diese Bedenken zu spüren. Ein Beispiel dafür sind die Physiotherapeuten. „Es gibt Klienten, die derzeit nicht einmal die ärztlichen Verschreibungen nutzen“, berichtet der Vorsitzende des Landesverbandes von Physio Austria, Kai Neunhäuserer. Stattdessen würden sie eher Schmerzen in Kauf nehmen. Er weiß von Kollegen, denen die Coronapandemie um 30 Prozent weniger Patienten bescherte. „Dabei steht die Sicherheit der Patienten und die der Therapeuten immer an erster Stelle“, betont Neunhäuserer, der sich das Hygienekonzept von der Landessanitätsdirektion auch schriftlich bestätigen ließ. Der Grund: Viele Kolleginnen und Kollegen seien gerade zu Beginn der Pandemie verunsichert gewesen.
Viele der mehr als 400 Physiotherapeuten im Land machen die Erfahrung, dass Patienten wegen der Angst vor einer Coronainfektion ihre Schmerzen unbehandelt lassen oder in Eigenregie mit Schmerzmitteln betäuben. „Insbesondere Menschen aus Risikogruppen trauen sich nicht mehr, ihre ärztlich verschriebenen Physiotherapien wahrzunehmen, und das, obwohl die Behandlungen dringend notwendig wären“, erzählt Kai Neunhäuserer aus der Praxis und warnt gleichzeitig eindringlich vor gesundheitlichen Schäden.
Schmerzmittel statt Physio
Etwa 1,5 Millionen Menschen in Österreich leiden unter anhaltenden Schmerzen. Wie eine Umfrage im Auftrag von Physio Austria zeigt, sind in Vorarlberg 61 Prozent der Befragten betroffen. Sie berichten von chronischen Schmerzen vorzugsweise im Rücken sowie am Bewegungsapparat insgesamt und dort speziell an Gelenken. Ein Drittel rückt mit Sport oder speziellen Übungen den Zipperlein zu Leibe, etwa gleich viele greifen jedoch zu Schmerzmitteln. „Die vermögen Schmerzen zwar im Moment zu mildern, aber keineswegs langfristig“, gibt Kai Neunhäuserer zu bedenken. Sein Appell deshalb: „Betroffene sollen sich auch in Zeiten wie diesen von unseren Experten helfen lassen. Die Physiotherapie-Praxen sind sicher!“ VN-MM