Nachbarn waren zu viel unterwegs
Bayern, St. Gallen: Geringerer Mobilitätsrückgang als in Vorarlberg.
SCHWARZACH Martin Ackermann, Präsident des wissenschaftlichen Beirats zur Bekämpfung der Pandemie in der Schweiz, schaut immer wieder drauf, wie sich die Mobilität entwickelt. Das ist ein wichtiger Punkt: Je mehr die Leute unterwegs sind, desto mehr Kontakte und Ansteckungsmöglichkeiten gibt es. Je mehr sie sich dagegen einschränken, desto eher lässt sich das Virus besiegen. Im Herbst warnte Ackermann mehrmals, es gebe zu viel Mobilität. Er blieb jedoch ein Rufer in der Wüste: Zwar gelang es der Schweiz zwischendurch, die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche auf 300 zu halbieren. Zuletzt kletterte diese Inzidenz jedoch wieder auf 350, sodass die Regierung nun etwa alle Gastronomiebetriebe schließen ließ. Eine Auswertung von Mobilitätsdaten im Bodenseeraum zeigt, dass die Menschen zum Beispiel im Kanton St. Gallen, aber auch im benachbarten Bayern zuletzt mehr unterwegs waren als in Vorarlberg. Die Daten werden vom Internetkonzern Google erhoben.
Große Unterschiede
Auffallend: Im Rahmen der ersten Welle ging die Mobilität im Bereich „Freizeit“ in allen Regionen ähnlich stark zurück; und zwar um bis zu 85 bis 90 Prozent. In weiterer Folge normalisierten sich die Verhältnisse überall. Erst in der zweiten Welle gibt es große Unterschiede: In Vorarlberg kam es in den vergangenen Wochen zu einem Rückgang von 60 bis 75 Prozent. In St. Gallen waren es meist weniger als 20 und erst zuletzt bis zu 52 Prozent. Auch in Bayern dauerte es, bis mit 67 Prozent ein maximaler Rückgang erreicht war; zuvor hatte er eher nur 30 Prozent betragen.
Die Entwicklungen hängen mit den jeweiligen Beschränkungen zusammen: In den Bereich „Freizeit“ fallen Restaurants, Einkaufszentren, Kinos und Museen. Hier gingen die Schließungen in Vorarlberg viel weiter als in der Nachbarschaft. Andererseits gab es in Vorarlberg aber auch größere Mobilitätsrückgänge bei öffentlichen Verkehrsmitteln, und blieben die Leute etwas mehr zu Hause. Ein Ergebnis davon ist, dass die Inzidenz hierzulande von 850 auf unter 187 gesunken ist. In St. Gallen beträgt sie dagegen rund 500 und in Bayern – bei steigender Tendenz – 220. JOH