Karl Walser, 89

Karl Walser hoffte, seine Frau Maria zu überleben. Denn er wollte seiner sehbehinderten Gefährtin bis zu ihrem Tod dienlich sein. Bis zuletzt nahm Karl ihr Arbeiten ab. Er ging einkaufen, putzte und bereitete das Essen zu. Kochen konnte Karl besonders gut, weil er in seiner Jugend den Beruf des Kochs erlernt hatte. „Mit 89 Jahren hat er noch die ganze Familie bekocht. Je mehr Leute zum Essen kamen, umso größer war seine Freude“, berichtet sein Sohn Michael Walser. Karl war ein Macher, ein arbeitsamer Mensch, der überall mithalf und handwerklich überaus geschickt war. Das Haus, in dem er mit seiner Frau Maria und seinen vier Kindern lebte, baute er mit seinen eigenen Händen. Von seinem Können und seiner Hilfsbereitschaft profitierten auch die Pfadfinder und der Krippenbauverein Altenstadt. „Papa hat für uns Pfadfinder unentgeltlich Tische und Stühle angefertigt. Außerdem kochte er auf Lagern“, verrät sein Sohn. Als Pensionist entdeckte Karl das „Krippala“ für sich. Sobald er Krippenbaumeister war, gab er Kurse. Viele Krippen-Kunstwerke im In- und Ausland zeichnen seine Handschrift. „Papa war eine treue Seele. Aber aufs Krippenbauen war Mama eifersüchtig.“ Maria und Karl verband eine große Liebe. Durch den Beruf sahen sich die beiden viele Jahre nur an den Wochenenden. Karl war in der Textilbranche tätig und als Handelsvertreter viel unterwegs. „Er hat immer super Zahlen gemacht. Sein Chef sagte einmal zu ihm: ,Wir sollten mehr Walser haben.‘“ Der Sohn führt den beruflichen Erfolg des Vaters auf dessen Authentizität zurück. „Papa war herzlich und überhaupt nicht aufdringlich.“ Die Wiedersehensfreude war jedes Mal groß, wenn Karl nach Hause kam. „Mama und Papa haben sich immer sehr aufeinander gefreut.“ Als Karl für immer ging, schlummerte seine geliebte Frau an seiner Seite. Vielleicht ist es kein Zufall, dass Karl neben seinem liebsten Menschen sterben durfte. Vielleicht liegt es daran, dass er als Mensch alles richtig gemacht hat.