Selbstverantwortung ist mehr denn je gefragt

Skitouren-Boom und ein durch Corona bedingter Mangel an Kursen werden zur Herausforderung in der kommenden Wintersaison.
Dornbirn „In diesem Jahr ist der Zuwachs an Bergsportlern so groß wie kaum zuvor“, sagte Vorarlbergs Sicherheitslandesrat Christian Gantner, als er am Mittwoch mit der Initiative „Sicheres Vorarlberg“ und den Vorarlberger Alpinorganisationen einen neuen Leitfaden für das richtige Verhalten abseits gesicherter Pisten präsentierte.
Gefahren richtig einschätzen
Laut den Verkaufszahlen von Skitourensets, Schneeschuhen und Langlaufskiern und dem ersten Ansturm auf die frisch verschneiten Berge kündigt sich ein Skitouren-Boom im kommenden Winter an.
Damit die Freude am besonderen Naturerlebnis nicht tragisch endet, sei es wichtig, die Gefahren im alpinen Raum zu erkennen und Risiken richtig einzuschätzen, bekräftigte der Landesrat. Diesbezüglich erinnerte er an die Serviceangebote, die Wintersportlern wie Skitourengehern, Schneeschuhwanderern, Freeridern und Snowboardern hierzulande zur Verfügung stehen.
Ein Appell an die Politik
Der Knackpunkt dabei: Entsprechende Kurse, wie sie etwa von der Bergrettung, dem Bergführerverband, dem Alpenverein und den Naturfreunden Vorarlberg für Wintersportler angeboten werden, sind derzeit nur online möglich.
Hanno Gönz vom Bergführerverband Vorarlberg sieht das skeptisch: „Es kommt eine neue Gruppe von Skitourengehern auf uns zu, die keine Erfahrung haben. Online-Kurse funktionieren nicht. Die Kurse müssen nach Möglichkeit mit erfahrenen Bergführern im alpinen Raum durchgeführt werden. Ich richte einen Appell an die Politik, dies rasch wieder zu ermöglichen.“
Viele Lehrmittel zum Thema „Sicher Skitouren“ stellt der Alpenverein bereit. „Genauso wichtig sind aber Praxis und das laufende Üben mit den technischen Hilfsmitteln“, sagte Andreas Schmidt vom Alpenverein Vorarlberg: „Nutzen Sie die Möglichkeit, bei Vereinstouren oder erfahrenen Tourengehern mitzugehen und fragen Sie ihnen ‚ein Loch in den Bauch‘. Machen Sie LVS- oder Sondierübungen im freien Gelände. Lesen Sie immer den Lawinenlage- und den Wetterbericht und vergleichen Sie die Situation im Gelände damit. So können Sie sich bald zu einem selbstständigen Tourengeher entwickeln.“ Sobald die Covid-Verordnungen es zulassen, würden die Alpenvereinsgruppen ihr Skitourenprogramm wieder aufnehmen. „Solange keine Winterkurse durchgeführt werden können, nutzen Sie die Online-Angebote zum Selbststudium und üben Sie im Schonraum“, empfiehlt Mario Amann, Geschäftsführer der Initiative „Sicheres Vorarlberg“.
„Es kommt eine neue Gruppe von Skitourengehern ohne Erfahrung auf uns zu.“

Leitfaden zum Verhalten im freien Skiraum
Informieren und Tourenplanung
Vor jeder Tour im Gelände gilt es eine Tourenplanung zu machen. Grundlage dafür ist der Lawinenlagebericht. Der Lawinenwarndienst der Landeswarnzentrale informiert regelmäßig über die Schnee- und Lawinensituation im Land und liefert täglich eine aktuelle Übersicht zur Lawinengefahr.
Aus- und Fortbildung
Neben der richtigen Ausrüstung gehört auch das Wissen rund um Lawinen, Tourenplanung und den Umgang mit der Notfallausrüstung zur Grundausstattung eines jeden Wintersportlers abseits der Pisten. Dazu bieten Organisationen wie der Alpenverein, die Naturfreunde oder Sicheres Vorarlberg sowie Bergführer und Alpinschulen ein breites Angebot für Einsteiger genauso wie für erfahrene Tourengeher.
Geführte Touren
Für Tourengeher und Schneeschuhwanderer mit wenig Erfahrung im freien Skiraum empfiehlt es sich, einen Experten zur Seite zu holen. Hier gibt es verschiedene Optionen. Berg- und Skiführer sind hochqualifiziert und können bei Touren ganz individuell auf den Kunden eingehen, um ein sicheres Erlebnis am Berg zu garantieren.
Regelungen vor Ort
Viele der Skitoureneinsteiger bewegen sich im Bereich von gesicherten Pisten. Der Alpenverein appelliert deshalb an die Skigebiete, Pistenskitouren zu ermöglichen. Die Tourengeher sind für die Skigebiete auch potenzielle Kunden. Wichtig ist, dass die Pistengeher am Rand der Piste aufsteigen und damit sich und abfahrende Skifahrer nicht in Gefahr bringen.
Handeln im Notfall
Bei einer Lawinenverschüttung zählt jede Sekunde. Ist die Gruppe größer, übernimmt ein Gruppenmitglied das Kommando und teilt den einzelnen Tourensportlern ihre Aufgaben zu. Der Notruf kann sofort abgesetzt werden. Allein am Lawinenkegel entscheidet die Situation, ob sofort ein Notruf abgesetzt oder unverzüglich mit der Suche und Freilegung des Kopfes des Verschütteten begonnen wird.