Und plötzlich kommt der Impfstoff

Vorarlberg erhält genug Dosen, um ab Sonntag in Pflegeheimen in Bregenz und Höchst 220 Menschen impfen zu können.
Schwarzach, Wien Am Dienstag verwehrte sich Vorarlberg noch gegen eine begrenzte medienwirksame Impfaktion vor Silvester mit einer Handvoll Impfdosen. Wichtiger sei die Lieferung einer ersten Tranche des Biontech-Impfstoffes, um mit der Impfung der Bewohner von Pflegeheimen beginnen zu können. Am Mittwoch soll alles nur ein großes Missverständnis gewesen sein, bemüht sich Bundeskanzler Sebastian Kurz vor der Presse zu versichern. „Wenn es die EU schafft, dass an einem Tag überall gleichzeitig geimpft wird, dann wollen wir es den Bundesländern ermöglichen, gleichzeitig den Impfstoff zu erhalten“, spricht er von einem wichtigen symbolischen Akt. Das angekündigte Pilotprojekt in den Bundesländern Wien, Nieder- und Oberösterreich ist damit offiziell Geschichte. Jedes Bundesland könne bis zu 975 Impfungen anfordern. So viele Ampullen à fünf Impfdosen befinden sich in jedem der zehn Transportkartons, in denen Pfizer und Biontech den Impfstoff ausliefern.
Dass das Pilotprojekt durch einen österreichweiten Impfstart abgelöst werde, habe sich in der vergangenen Woche abgezeichnet, betont der Bundeskanzler. Für Vorarlberg bedeutet dies nun, dass man am Sonntag nicht nur Impfstoff für fünf Personen erhalte, sondern genug, um Bewohner mehrerer Pflegeheime zu impfen. Am Dienstag rechnete die Landesregierung im Pressefoyer noch damit, erst in der ersten Jännerhälfte mit großangelegten Impfungen beginnen zu können. „Es ist Weihnachten, da sind offenbar immer auch kleinere Wunder möglich“, erklärt sich Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) in „Vorarlberg live“ diesen Wandel. Das Wichtigste ist jedoch, dass diese Impfung überhaupt zum Jahreswechsel möglich wurde. In den letzten Tagen habe sich die Abklärung, wann wo geimpft werden könne, als „holprig“ dargestellt. Nun sei man einen Schritt weiter.
Bei der Impfung muss man zwei Faktoren im Blick behalten: Einerseits enthält jede Ampulle Impfstoff für fünf Impfungen, andererseits muss sich jedes Bundesland fragen, wie viele Menschen man realistisch an einem Sonntag in der Weihnachtsferienzeit impfen lassen kann. Der Impfstoff ist in der gewöhnlichen Kühlkette innerhalb von 120 Stunden zu verwenden. Vorarlberg beginnt in Pflegeheimen in Höchst und Bregenz mit den Impfungen, vor Silvester sollen mit dieser Tranche an die 220 Menschen geimpft werden.
Risikopatienten zuerst
Die ersten Menschen, die in Österreich geimpft werden, sind Risikopatienten einer Wiener Spezialambulanz. Es handelt sich um fünf Personen über 80 Jahre, sagte Ursula Wiedermann-Schmid, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Vakzinologie, die die erste Impfung durchführen wird. Alle fünf Probanden hätten sich freiwillig gemeldet. Sie werden am 27. Dezember gegen neun Uhr an der Medizinischen Universität Wien geimpft. Im Jänner stehen 240.000 Dosen, im Februar 332.000 und im März 375.000 Dosen zur Verfügung. Bis dahin hofft man auf die Zulassung weiterer Impfstoffe.
Österreicher warten ab
Derweil sind viele Österreicher gegenüber der Impfung zurückhaltend. Laut den Erhebungen des „Austrian Corona Panel Project“ der Universität Wien ist rund ein Drittel bereit, sich impfen zu lassen. Dies sei seit Oktober mehr oder weniger stabil auf diesem Niveau. Der Hauptgrund für eine ablehnende Haltung ist aus Sicht der Forscher die Angst vor Nebenwirkungen, während sich die Impfbereiten sicher und gut aufgeklärt über die Wirkung des Impfstoffes fühlen. Die Hauptmotivation für eine Impfung ist außerdem der Wunsch, sich selbst zu schützen, noch vor dem Schutz anderer. VN-rau
„Alle Bundesländer bekommen am 27. den Impfstoff, wenn sie wollen.“