Joana lässt sich nicht unterkriegen

Herzkrankes Mädchen und ihre Familie machen das Beste aus der Situation.
Fußach Joana Bösch kam vor elf Jahren mit einem sehr schweren Herzfehler zur Welt. „Dass unsere Tochter überlebt hat, ist ein Wunder. Vorher verstarben alle Kinder mit diesem Herzfehler“, sagt Mutter Kerstin. Auch um Joana stand es Spitz und Knopf. Fünf Tage nach ihrer Geburt am 13. Juli 2009 rieten die Ärzte den Eltern, sie nottaufen zu lassen – so schlecht ging es der kleinen Joana. Aber in den finstersten Stunden tat sich plötzlich ein Licht auf. In der Klinik in Köln wurde ein Platz auf der Intensivstation frei. Dort gab es einen Arzt, der die überlebensnotwendige Operation durchführen konnte. Der Säugling wurde am 22. Juli operiert. Kerstin Bösch erzählt: „Joana wurde eine künstliche Herzklappe eingesetzt. Außerdem verband man die Lungenvene mit dem Herzen. Während der OP kam es zu einem Herzstillstand. Den Ärzten gelang es aber, unser Kind zurückzuholen.“
OP am offenen Herzen
Die Operation war der Auftakt zu einer Reihe weiterer Eingriffe. 2014 musste sich das Mädchen erneut einer OP am offenen Herzen unterziehen. Es musste eine größere Herzklappe eingesetzt werden. Danach war die Fünfjährige so schwach, dass sie auf einen Rollstuhl angewiesen war. Nur zwei Jahre später wiederholte sich das Ganze, die Herzklappe musste erneut ausgewechselt werden.
Joana machte in den vergangenen Jahren viel mit. Aber das Mädchen ließ sich nie unterkriegen. „Sie ist eine echte Kämpferin“, bewundert die Mutter den Kampfgeist und die Stärke ihrer Tochter. Auch Joanas Fröhlichkeit beeindruckt sie. „Ich habe noch nie erlebt, dass sie einen ganzen Tag lang traurig war.“ Nachsatz: „Joana blödelt gern und ist ein richtiger Spitzbub.“ Kaum gesagt, stürmt Joana mit verschwitztem Gesicht zur Tür herein. „Mama, ich habe Hunger“, möchte sie, die gerade mit den Nachbarskindern Fußball gespielt hat, am liebsten gleich zu Mittag essen. „Du hast wirklich Hummeln im Hintern“, sagt Mutter Kerstin lächelnd und reibt ihrer Tochter das Gesicht mit einem Handtuch trocken. Das bewegungsfreudige Kind bestätigt ihr jeden Tag aufs Neue, dass es richtig war, Joana die Sportmittelschule in Bregenz besuchen zu lassen.
Mit ihren kurzen Haaren schaut Joana auch tatsächlich wie ein Spitzbub aus. Früher trug sie das Haar länger. Als ihre beste Freundin Ronja an Krebs erkrankte, ließ sich Joana aus Solidarität die Haare abschneiden. „Damit wollte sie Ronja zeigen, dass sie sie liebhat und dass sie nicht allein dasteht“, weiß Joanas Mutter. Es war ein Drama, als Ronja den Kampf gegen den Krebs im Vorjahr verlor. „Joana und Ronja waren sehr eng, vielleicht weil beide vom Schicksal gebeutelt wurden. Sie waren vom Wesen her gleich, auch Ronja war ein Wildfang und hatte ein Kämpferherz.“ Joana wird Ronja nie vergessen. Die Elfjährige trägt eine Halskette mit einem kleinen, aufklappbaren Herzen. Darin steckt ein Foto von ihrer besten Freundin. „Als Ronja starb, kam bei mir die Angst ums eigene Kind plötzlich wieder hoch“, gibt die Mutter offen zu. Die Angst, dass ihre herzkranke Tochter einschläft und nie mehr aufwacht, ist in ihrem Hinterkopf immer präsent. „Wir wissen auch, dass die nächste Operation schon bald ansteht. Joana benötigt eine größere Herzklappe.“
Soziales Engagement
Größer als die Sorge ums Kind ist aber die Dankbarkeit, dass Joana lebt. „Mein Mann Christian und ich genießen das Leben mit unseren drei Mädchen. Jedes von ihnen ist ein großes Geschenk.“ Kerstin empfindet immense Dankbarkeit dem Leben gegenüber. Deshalb hat sie angefangen, sich sozial zu engagieren.
Die 40-Jährige setzt sich für die Kinderhilfsorganisation „Stunde des Herzens“ von Joe Fritsche ein. Sie ist seit einem halben Jahr Vize-Obfrau des Vereins und möchte ihn im Unterland verankern. Derzeit näht und strickt Kerstin Baby-Accessoires für krebskranke Kinder. „Meine Mädels helfen eifrig mit. Das finde ich super“, freut sich die dreifache Mutter und streicht Joana liebevoll übers Haar.
„Ich habe noch nie erlebt, dass sie einen ganzen Tag lang traurig war.“