Mehr häusliche Gewalt im Coronajahr

2020 nahm die Zahl der Betretungsverbote in Vorarlberg um zwölf Prozent zu.
Wien Wenn die Polizei Betretungs- und Annäherungsverbote ausspricht, droht die Situation in den eigenen vier Wänden zu eskalieren – oder sie ist längst eskaliert. Fast täglich stand das in Vorarlberg im vergangenen Jahr an der Tagesordnung. Die häusliche Gewalt hat im Vergleich zu 2019 zugenommen. Damals zählte die ifs Gewaltschutzstelle 304 Betretungs- und Annäherungsverbote, berichtet Leiterin Ulrike Furtenbach auf VN-Anfrage. 2020 seien es um zwölf Prozent mehr gewesen. Die Opfer häuslicher Gewalt sind in der Regel zu 90 Prozent weiblich. 95 Prozent der Gewalttäter sind Männer.
Zunahme im ersten Lockdown
Vor allem während und in der Folge des ersten Lockdowns waren deutlich mehr Betretungsverbote zu verzeichnen. In den 77 Tagen zwischen dem Beginn der Ausgangsbeschränkungen im März und Ende Mai verzeichneten die Behörden in Vorarlberg ein Wachstum um mehr als 30 Fälle beziehungsweise 60 Prozent. In den Monaten darauf sanken die Zuwächse. Im August und September erließ die Polizei 49 Betretungsverbote, also um zehn mehr als im Vorjahresvergleich. „Im zweiten und dritten Lockdown hat es keine weiteren signifikanten Steigerungen gegeben“, erklärt Furtenbach. Sie weist aber darauf hin, dass die häusliche Gewalt im Dezember meistens etwas höher sei.
Hilfsangebote
Wer von häuslicher Gewalt betroffen ist oder sich sorgt, dass es dazu kommen könnte, kann sich unter anderem an die Gewaltschutzstelle oder die Frauenhelpline wenden. Auch Angehörige und Personen aus dem Umfeld von Betroffenen können sich melden. Bei akuter Bedrohung ist die Polizei zu verständigen. Gewaltbetroffene Frauen, die keinen Ausweg mehr sehen, finden mit ihren Kindern Schutz und Sicherheit in der ifs Frauennotwohnung.
Präventionsberatung wird Pflicht
Täter, die wegen häuslicher Gewalt aus der eigenen Wohnung weggewiesen wurden oder gegen die ein Betretungsverbot besteht, müssen ab September verpflichtend zur Präventionsberatung. Diese wird mindestens sechs Stunden dauern. Die Kosten dafür übernimmt der Staat, wie die Nationalratsparteien im vergangenen Jahr einstimmig beschlossen haben. VN-ebi
Hilfsangebote
» Frauenhelpline 0800/222555
» Helpchat unter haltdergewalt.at
» ifs FrauennotWohnung 05/1755-577, frauennotwohnung@ifs.at
» ifs Gewaltschutzstelle 05/1755-535, gewaltschutzstelle@ifs.at