Haftstrafen für Rammbock-Einbrecher

Polnisches Duo machte in Feldkirch mit spektakulärem Coup 93.000 Euro Beute.
Feldkirch Im Mai 2019 fuhren zwei polnische Männer mit einem gestohlenen VW absichtlich mit voller Wucht gegen die Auslage eines Feldkircher Innenstadtgeschäftes. Die Täter im Alter von 33 und 40 Jahren hatten es auf Fotoapparate und Zubehör abgesehen. „Weil diese Sachen wertvoll sind und man sie leicht verkaufen kann“, erklären sie vor Gericht. Ausfindig gemacht hatten sie das Fachgeschäft im Internet, in ihrer Heimat googelten sie gezielt danach. Bei sechs fremden Autos versuchten sie, diese als Rammbock zu verwenden, doch sie scheiterten bereits bei der Inbetriebnahme. Bei Fahrzeug Nummer sieben, einem VW Bora, glückte ihnen das Überbrücken der Wegfahrsperre. Ein spezielles technisches Werkzeug, ein Tool, welches nur für Autowerkstätten und technische Probleme gedacht ist, leistete dabei gute Dienste, bestellt wurde es im Internet. Mit diesem VW rammten sie die Auslage des Geschäfts.
Beute billig verscherbelt
Nachdem die Männer innerhalb von knapp zwei Minuten die Beute zusammengepackt hatten, machten sie sich mit einer großen Tasche und ein paar separat eingeladenen Waren getrennt auf den Weg. Mit einem anderen privaten Pkw fuhr einer von ihnen in Richtung Prag, der andere benutzte den Zug, um nicht aufzufallen. In Prag trafen sie sich und fuhren gemeinsam weiter nach Polen.
Dort verkauften sie das Diebesgut um angeblich insgesamt 2500 Euro auf einem Basar. Die 2500 Euro teilten sie sich je zur Hälfte. Der Erstangeklagte gibt zu, in der Schweiz ebenfalls zwei Fotogeschäfte heimgesucht zu haben. Allerdings nicht mit einem „Rammbockauto“, sondern mit einem Hammer. Die Ermittlungen laufen. Auch beim Zweiten besteht der Verdacht, in Deutschland in ein ähnliches Delikt verwickelt gewesen zu sein. Doch noch gilt das Duo als unbescholten, was ihm neben einem Geständnis als wichtiger Milderungsgrund angerechnet wird. In ihrer Heimat verdienten die zwei Männer recht wenig.
Hoch verschuldet
Der eine arbeitete als Koch, der andere als Zusteller. Der eine hat 150.000 Euro Schulden aus einer gescheiterten Selbstständigkeit, der andere einen 20.000-Euro-Kredit und drei Kinder. Jedenfalls dachten die beiden Männer, so rasch an Geld zu kommen. „Ich arbeite im Gefängnis auch als Koch und könnte in meiner Heimat wieder in dem Beruf arbeiten“, sagt der Zweitangeklagte. Zunächst müssen die beiden Einbrecher jedoch eineinhalb Jahre Haft absitzen. Seit Sommer vergangenen Jahres sind sie allerdings bereits in U-Haft, eine frühzeitige Entlassung ist wahrscheinlich. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. EC
