Wetterextreme verstärken sich
Klimawandel: Auch das vergangene Jahr war zu warm. Aber nicht in allen Monaten.
SCHWARZACH Einzelne Jahre ergeben noch keinen Trend. Insofern muss man vorsichtig sein, von ihnen auf den Klimawandel zu schließen. 2020 gliedere sich jedoch in eine Reihe ein, wie Simon Hölzl von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Innsbruck erklärt: „Ein Jahr nach dem anderen ist zu warm, das ist fast schon die Norm.“ Das gilt für ganz Österreich, aber auch für Vorarlberg.
2020 war es hierzulande um eineinhalb Grad wärmer als im Durchschnitt der Jahre von 1981 bis 2010. Wobei dieser Wert einen Haken hat, auf den Hölzl gegenüber den VN noch öfter zu reden kommt: Es gibt Unterschiede von Region zu Region und viel mehr noch von Monat zu Monat.
In Bregenz belief sich die Temperatur übers Jahr gerechnet auf 11,1 Grad; das waren um 1,3 mehr als im langjährigen Schnitt. Allerdings: Der Februar war mit 6,6 gar um 5,1 Grad zu warm. Der März lag mit 5,9 Grad nur um ein halbes Grad über Niveau und der April mit 12,4 um 3,1 Grad. Der Oktober bildete ein ganz anderes Extrem: Er war gewissermaßen zu kalt. Mit 9,6 lag die Temperatur hier in Bregenz um 0,7 Grad unter dem langjährigen Durchschnitt.
Temperaturanstieg in den Bergen
Größer als im Rheintal war die Erwärmung in den Bergen. Das deckt sich mit einer Feststellung, die Hölzls Kollege Alexander Orlik gemacht hat: „Auf den Bergen war 2020 das wärmste Jahr der Messgeschichte, gleichauf mit 2015.“
In Langen am Arlberg lag die Temperatur mit 7,3 Grad um 1,5 Grad über dem Durchschnitt der Jahre von 1981 bis 2010. In Schröcken stellten ebenfalls 7,3 Grad eine Abweichung um 1,6 Grad dar. Wobei vor allem die Winter- und Frühjahrsmonate sehr mild ausfielen. Im Februar war es in Schröcken mit plus 1,7 Grad um ganze 3,7 Grad zu warm; dort hatte es einst um diese Zeit nur minus zwei Grad. Ähnlich fiel die Veränderung in Langen aus. Im April war es da wie dort mit über acht Grad zweimal wärmer als in der Vergangenheit.
Wie kleinräumig die Verhältnisse sein können, wird bei anderen Phänomenen klar: In Bregenz gab es sowohl etwas mehr Niederschläge als auch mehr Sonnenschein als in den 30 Jahren bis 2010.
Am Bodensee kam eine Niederschlagsmenge von 1606 statt 1521 Litern pro Quadratmeter zusammen und eine Sonnenscheindauer von 2025 statt 1884 Stunden. In Langen und Schröcken dagegen gab es sowohl weniger Niederschläge als auch weniger Sonne. Auch hier ist die monatliche Entwicklung jedoch bemerkenswert: In Schröcken wurde im Jänner (mit 74 Litern pro Quadratmeter) eine halb so große Niederschlagsmenge verzeichnet wie im langjährigen Schnitt, und im Februar (mit 343) hingegen eine zweimal größere; im November handelte es sich mit 48 gar nur um ein Drittel der Menge von 1981 bis 2010.
Auch das ist laut Hölzl ein Trend: „Es gibt Anzeichen, dass sich bestimmte Wetterlagen länger halten. Dadurch ergeben sich Extreme.“ Anders ausgedrückt: Es regnet oder schneit nicht immer wieder, sondern über Wochen „null“ und dann plötzlich außerordentlich viel. JOH