Diese Ländle-Promis kehren WhatsApp den Rücken

Was Prominente über die neuen Bestimmungen des weltweit beliebtesten Messengers denken.
Schwarzach Im Februar 2020 erreichte WhatsApp erstmals die Grenze von zwei Milliarden monatlich aktiven Nutzern. Inzwischen werden weltweit täglich rund 100 Milliarden Nachrichten über den Messenger verschickt. Zumindest noch, denn inzwischen kehren viele Nutzer WhatsApp den Rücken. Grund sind die neuen Nutzungsbestimmungen, die den Datenaustausch mit Facebook inklusive Telefonnummern und Standortinformationen erleichtern sollen. Diese gelten zwar vorerst nicht für EU-Bürger, die Änderungen haben dennoch für teils heftige Kritik gesorgt.
„Fahler Beigeschmack“
Die VN haben bei prominenten Vorarlbergern nachgefragt, wie sie auf die neuen Datenschutzrichtlinien von WhatsApp reagieren und ob für sie ein Wechsel zu einem anderen Nachrichtendienst in Frage kommt. Für Adelsexpertin Lisbeth Bischoff (65) aus Dornbirn ist klar: WhatsApp wird von ihrem Smartphone gelöscht und durch Signal ersetzt.

„Ich bin schon zum Messenger Signal gewechselt. Auch wenn die neuen Richtlinien in der EU jetzt doch nicht zur Geltung kommen, bleibt meiner Meinung nach ein fahler Beigeschmack erhalten. Zudem wurden mir die Kontakte im Vertrauen gegeben und nicht, dass ein anderer Geld damit machen kann. Mir gefällt dieses Spiel nicht, darum steige ich aus.“ Lisbeth Bischoff, 65, Adelsexpertin aus Dornbirn

„Ich verwende WhatsApp schon seit mehreren Jahren, da ich den Großteil meiner Zeit im Ausland verbringe und da zeigt sich WhatsApp als hilfreiches Kommunikationsmittel. Ich weiß natürlich, dass sie unsere Daten brauchen, damit man uns als Kunden keilen kann, aber auf Werbung reagiere ich sowieso nicht. Wechseln werde ich wahrscheinlich nicht- wohin denn? Die anderen nehmen genauso meine Daten.“ Laura Bilgeri, 25, Schauspielerin und Sängerin

„Ob WhatsApp, Telegram oder Signal. Wichtig ist, dass man sich bewusst wird, dass sämtliche Daten, die wir preisgeben auch verarbeitet werden. Ein Wechsel kommt daher momentan für mich nicht in Frage. Was mich mehr beschäftigt ist, welche Macht soziale Netzwerke mittlerweile einnehmen und mit welcher Naivität wir teilweise darauf reagieren. Das lässt sich beispielsweise im Umgang von Twitter mit dem amerikanischen Präsidenten gut darstellen. Ich finde es schockierend, wenn mit der aktuellen Entwicklung sozialer Medien die eigene Meinung gänzlich ausgehebelt und eine Diskussion nur noch einseitig zugelassen wird. Wenn es hier keine Einschränkungen gibt, dann führt diese Entwicklung zu langfristigen, gravierenden Problemen.“ Lukas Wagner, 27, Slam-Poet und Veranstalter

„Ich nutze WhatsApp sehr oft und viel. Es ist für mich die einfachste Art rasch und unkompliziert zu kommunizieren, beruflich als auch privat. Gerne kommuniziere ich auch über iMessage, das finde ich genial. Leider wird diese Art von Nachrichten versenden aber hier in Europa viel zu wenig genutzt. Da würde das Datenschutzthema gar nicht so aufkommen. Für uns in Europa ändert sich ja erstmal nichts mit den neuen WhatsApp-Bedingungen, aber ich werde mich bestimmt mal mit anderen Apps wie zum Beispiel Threema beschäftigen und hoffe das iMessage hierzulande beliebter wird. Ansonsten gibt es hoffentlich noch den klassischen Anruf um richtig zu kommunizieren.“ Linda Peterlunger, 38, Eismacherin

„Natürlich war die Allmacht der Konzerne schon bisher bedenklich – nicht nur im Kommunikationsbereich. Und ich muss gestehen, dem nicht immer konsequent entgegengetreten zu sein. Aber der aktuelle Fall hemmungsloser Datengier ist ein guter Anlass, sich nach Alternativen umzusehen. Für das Poolbar Festival prüfen wir gerade fairchat von fairkom aus Vorarlberg.“ Herwig Bauer (47), Leiter des Poolbar-Festivals
Alternative Signal
„Use Signal“ (Nutzt Signal), mit diesen zwei Worten sorgte Elan Musk zum Wochenende hin für Aufsehen auf Twitter. Signal ist ein mit Whatsapp vergleichbarer Nachrichtendienst, der hohen Wert auf Sicherheit und Verschlüsselung setzt – so sehr, dass er in den vergangenen Jahren in Ägypten und den VAE auf die Rote Liste gesetzt wurde. Der Dienst kann Zensur umgehen, in dem er sich als eine unverdächtige und populäre Webseite ausgibt. Populär wurde der Messenger in den USA im Rahmen der Proteste nach dem Tod von George Floyd, aber auch bei Rechtsextremen zum Austausch. Hinter Signal steht die Signal Foundation von Matthew Rosenfeld (Moxie Marlinspike), die sich über Spenden finanziert. Zu den wichtigsten Spendern zählt der 2018 zu Signal gewechselte Whatsapp-Mitbegründer Brian Acton, die Knight Foundation zur Förderung von Qualitätsjournalismus und Engagement und die Freedom of the Press Foundation.
Die geänderten Geschäftsbedingungen von Whatsapp und die Anmeldung von etwa sieben Millionen neuen Nutzern zu Signal sorgten am Wochenende für eine Überlastung des Dienstes. Noch liegen die Nutzerzahlen mit geschätzten 30 Millionen noch unter jenen von Whatsapp oder Telegram. Der russischstämmige verschlüsselte Nachrichtendienst Telegram wuchs laut eigener Darstellung durch die umstellung um 25 Millionen auf über 500 Millionen Nutzern. Er ist für seine Weigerung, mit Behörden zu kooperieren, berühmt und daher in Russland selbst nicht verfügbar. Whatsapp sei auf etwa zwei Millarden Geräte installiert. Und noch ein Unternehmen profitierte von der AGB-Änderung: Nach dem Musk-Tweet durfte sich eine namensgleiche Firma über massive Zuwächse am Aktienmarkt freuen.