Kirche büßt in Vorarlberg 2887 Gläubige ein

Gründe für Kirchenaustritte im Vorjahr werden in der Diözese Feldkirch als „krisenunabhängig“ eingestuft.
Feldkirch Die römisch-katholische Kirche sieht sich seit Jahren mit einem Mitgliederschwund konfrontiert. Auch in Vorarlberg. Die Suche nach Rezepten, wie dem Trend zur Abkehr vom Glauben begegnet werden kann, läuft zwar auf Hochtouren, gestaltet sich jedoch alles andere als einfach. Vor allem bei der Jugend hat die Kirche offenbar viel eingebüßt. Viele Jugendliche haben so gut wie keinen Bezug zu kirchlichen Institutionen und kehren der Kirche spätestens bei der Fälligkeit des ersten Kirchenbeitrags den Rücken.
331 weniger Austritte als 2019
Die Fakten: Im Vergleich zu 2019 mit 3218 Austritten büßte die katholische Kirche im Vorjahr 2887 oder um 331 weniger Gläubige ein. Die Zahlen der Taufen sank 2020 bedingt durch den Lockdown auf 1758 und 130 Vorarlberger traten wieder der Glaubensgemeinschaft bei. Zum Ende des Vorjahrs bekannten sich also 226.104 Menschen im Land zur römisch-katholischen Kirche. Damit ist die Zahl der Katholiken weiter gesunken.
Von einer Trendumkehr könne angesichts der Fakten allerdings keine Rede sein, betont Martin Fenkart als Pastoralamtsleiter im Gespräch mit den VN. Coronakrise und Lockdown würden die Kirche auf allen Ebenen vor neue Herausforderungen stellen. „Mit Blick auf 2020 können wir sagen: Es ist uns gut gelungen, mit Erfindergeist neue Angebote für die Menschen zu schaffen, von der Nachbarschaftshilfe bis zum Internetgottesdienst und von der Sommerkirche bis hin zu Angeboten für Familien an Weihnachten. Vielen ist im Vorjahr neu bewusst geworden, dass Glaube in schwierigen Zeiten Kraft gibt“, erklärt Fenkart und betont: „Ich bin dankbar für den finanziellen Beitrag von mehr als 226.000 Vorarlbergern in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit. Das ist alles andere als selbstverständlich.“
Direkter Kontakt als Hebel
Auch in Zeiten von Corona, die eine große Herausforderung für alle darstellen, sieht der Pastoralamtsleiter im direkten Kontakt zu den Menschen „einen der Hebel, an denen kirchliche Initiativen ansetzen können“. Fenkart: „Zurücklehnen ist auch 2021 nicht angesagt. Wir haben uns heuer viel vorgenommen, um diesen Kontakt noch stärker zu suchen. Die Weiterentwicklung neuer Onlineformate für Jugendliche und die Kampagne ,Denk dich neu‘ ist ein Ansatz, die Neuauflage der Sommerkirche mit den Schwerpunkten Pilgern, Dialog und Alpmessen ist ein anderer. Die Lange Nacht der Kirchen wird ebenso Anlass für Kontakte sein wie die Vorbereitung auf die Pfarrgemeinderatswahlen 2022.“
„Auffällig ist bei den vorliegenden Zahlen, dass es nichts Auffälliges gibt.“
Martin Fenkart, Pastoralamtsleiter Diözese Feldkirch
Für Monika Eberharter, Leiterin der Dialogstelle für Ein- und Austretende, schließt 2020 im Hinblick auf Ein- oder Austritte nahtlos an die Vorjahre an. „Spitzenreiter ist mit rund 60 Prozent der fehlende Bezug zur Kirche. Der Kirchenbeitrag und die Institution Kirche sind dann oft Auslöser für einen Austritt. Andererseits sind es gerade die Kontakte an den Wendepunkten des Lebens wie die Übernahme von Patenämtern, Hochzeiten und Taufen, die Menschen wieder an einen Eintritt denken lassen.“