Wie Sanja Antonijevic eine Babysitter-Mama wurde

Sie vermittelt seit 13 Jahren ehrenamtlich Jugendliche.
Bregenz Sanja Antonijevic macht keine halben Sachen. Wenn sie sich für etwas einsetzt, dann ist sie voll dabei. Mit ihrem Herzen und ihrem Organisationstalent. Seit 13 Jahren ist sie ehrenamtlich bei der Frau Holle Babysittervermittlung des Familienverbandes dabei. Die 43-Jährige bringt dabei Familien und Babysitter in Bregenz und Lauterach zusammen.
600 Babysitter
In ihrer Kartei stehen derzeit immerhin 600 Babysitternamen. Akquiriert hat „Frau Holle“ die Jugendlichen zwischen 14 und 21 Jahren selbst. „Viel läuft über Mundpropaganda. Die Kinder wissen, dass ich streng, aber gerecht bin“, erklärt die energiegeladene Frau mit einem Zwinkern.
Inzwischen sei es so, dass jene Jugendlichen, die einen Babysitter hatten, sich selber bei Sanja Antonijevic als Babysitter melden. Sie hat auch 40 Jungen, die stundenweise auf Kinder aufpassen. „Ich habe auch ein interkulturelles Babysitterangebot – albanische, chinesische oder serbische Babysitter sind im Einsatz“, so Sanja Antonijevic. Besonders wichtig ist ihr, dass alle Kinder gleich behandelt werden. Nachnamen interessieren sie nicht – weder die ihrer Babysitter, noch die ihrer Familien.
Nach dem Babysitterkurs, den die Jugendlichen ab 13 Jahren beim Känguruh-Team absolvieren können, werden sie dann ab 14 Jahren von Sanja eingesetzt. Dabei achtet die zweifache Mama darauf, dass ihr Babysitter und die Familie zusammenpassen. „Ich schaue mir die Eltern und die Kinder an. Dann bekommt die Familie zwei Babysitter zur Auswahl. Können sie nicht miteinander, dann suche ich zwei weitere aus“, erklärt sie ihren Vermittlungsansatz. Nach dem Babysitting ist ihr auch die Rückmeldung der Eltern sehr wichtig, denn nur so sind alle zufrieden.
Die Pandemie habe auch das Aufgabenfeld der Babysitter etwas geändert, erklärt sie. „Meine Babysitter sind für von Corona betroffene Familien einkaufen gegangen oder sie haben den Hund Gassi geführt.“
Sind ihre Babysitter im Dienst, ist Sanja für sie die Mama. „Meine Babysitter-Kinder wissen, dass ich rund um die Uhr für sie erreichbar bin. Ich bin ihre erste Ansprechperson. So wie eine Mama halt“, erklärt die gebürtige Serbin, die mit 32 noch einen Lehrabschluss im Einzelhandel gemacht hat. Hat ein Babysitter beispielsweise ein Problem, das weinende Kind zu beruhigen, weiß der Jugendliche, dass ein Anruf bei „Frau Holle“ genügt. Sie steht gleich mit einem praktischen Tipp parat. In diesem Falle würde sie raten, einen Pyjama von Mama auf die Brust zu legen. Die Körperwärme und der Geruch der Mutter beruhigen das Kind. „Ich benachrichtige erst die Eltern, wenn das zu betreuende Kind krank ist“, erzählt die 2019 bei der Ehrenamts-Gala des Landes für ihren langjährigen Einsatz Ausgezeichnete. Dass sie hinter ihren Babysittern steht, falls mal was sein sollte, ist für die Hobbyköchin Ehrensache. Glücklicherweise habe es aber noch nie was gegeben.
Unterstützung durch Familie
Möglich machen dieses ehrenamtliche Engagement für ein familienfreundliches Land ihr Mann und ihre Söhne. Die beiden waren ebenfalls Babysitter. Die Familie hat die Wahl-Bregenzerin immer in ihrem Tun unterstützt. „So hat mich mein Mann auch schon zum Kinderschminken gefahren. Meine Männer akzeptieren auch, dass mein Telefon jederzeit klingeln kann“, erzählt die Tridonic-Vollzeitmitarbeiterin, die ihre soziale Ader auslebt.
Zur Person
Sanja Antonijevic
Frau Holle Babysitter-Vermittlerin für Bregenz und Lauterach
Geboren 22. Juni 1977
Ausbildung Matura, Lehre als Einzelhandelskauffrau
Hobby Malen, Kochen, Laufen
Familie verheiratet, zwei Söhne
Lieblingsessen Chinesisch