Eine Impfstraße im Seniorenheim

Seniorenbetreuung Feldkirch nutzte kurzfristig verfügbaren Impfstoff auf besondere Art.
Feldkirch Erna Stiegler (78) sitzt an ihrem Platz und genießt die Schwarzwälder Kirschtorte, die zum Nachtisch gereicht wird. Immer wieder schweift ihr Blick aber auch in den Gang hinaus, wo Wohnbereichsleiter Christian Neurauter und Heimärztin Susanne Furlan mit Impfvorbereitungen beschäftigt sind. Im Haus Gisingen der Seniorenbetreuung Feldkirch geht es an diesem Wochenende hoch her. Nachdem kurzfristig zusätzlicher Covid-19-Impfstoff in Aussicht gestellt wurde, organisierte Impfkoordinatorin Bettina Arden-Stockinger auf die Schnelle eine Impfstraße für Bewohner und Mitarbeitende. 208 Impfdosen fanden Abnehmer. Auch Erna Stiegler kam dran. „Es ist ein gutes Gefühl, geimpft sein“, sagt die rüstige alte Dame und lächelt zufrieden.
44 Covid-Besprechungen
Vier Heime mit 175 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 240 Mitarbeitenden umfasst die Seniorenbetreuung Feldkirch. Im Heim in der Schillerstraße erfolgten die Impfungen bereits, im Haus Gisingen wurden die Beschäftigten aus allen Heimen zusammengezogen. Die Impfbereitschaft bei den Bewohnern liegt laut Heimleiter Herbert Lins bei über 90 Prozent, bei der Belegschaft haben sich zwei Drittel angemeldet. „Die Stimmung zugunsten der Impfung wird immer besser“, kann Lins berichten. Bei den Beschäftigten setzten die Verantwortlichen auf Information. „Unlängst hat die 44. Covid-Besprechung stattgefunden“, verdeutlicht Herbert Lins das Bemühen.
Rechtlich ließ die Seniorenbetreuung abklären, wie entscheidungsfähig ein Bewohner sein muss, um selbst einer Impfung zustimmen zu können. Das sei ein großes Thema gewesen. Um die Wichtigkeit der Impfung auf sympathische Weise zu unterstreichen, wurde zudem ein lustiges Logo kreiert, das nun auf Masken und T-Shirts prangt. Weiters wurde angelehnt an den Impfplan des Bundes eine eigene Priorisierungsliste erstellt. „Wir bekommen viele Anfragen von Leuten, die sich sofort impfen lassen wollen. Jetzt will keiner mehr der Letzte beim Impfen sein“, erzählt Herbert Lins. Bleibt Impfstoff übrig, wird jedoch streng nach der eigenen Reihung vorgegangen. „Es sind nur Personen drauf, die in die Strategie hineinpassen.“ Sie werden kurzfristig kontaktiert.
Die Impfstraße im Haus Gisingen kann sich locker mit dem Impfzentrum in Dornbirn messen. Ins Heim darf nur, wer auf der Vormerkliste steht, ein Gesundheitscheck ist obligat. Alle müssen sich registrieren und einen aktuellen Testbefund vorweisen. Wer das nicht kann, wird vor Ort getestet. Die getragenen Masken landen im Müll, jeder erhält eine frische FFP2-Maske. Sicher ist sicher. Vor der Impfung gibt es noch eine kurze Aufklärung. Jeder wird gefragt, ob er die Impfung will. Fridolin Hammerer (83) bejaht mit Nachdruck. „Jetzt fühle ich mich besser.“ Klaus Enzenhofer (75) fackelt ebenfalls nicht lange. „Gut so!“, bekräftigt er.
In den Schnee geschrieben
Für die Impfkandidaten sind im Foyer ein Wartebereich, vier Impfstationen sowie ein Ruhebereich inklusive Notfallecke eingerichtet. Mitarbeiter des Landes nehmen die Einträge in das e-Impfpassregister vor. Barbara Jussel vom Haus Nofels wartet geduldig, bis sie wieder gehen darf. „Was man tun kann, macht man“ sagt sie, dankbar, die Möglichkeit zur Impfung bekommen zu haben. Die Hoffnung auf ein Ende der Pandemie ist groß. Im Heim Gisingen hat sie das Personal in den Schnee auf der Terrasse geschrieben: „Bye Covid“, steht dort zu lesen. Auch ein Schneemann macht den Botschafter. VN-MM
