Schnee-Experte starb fast unter einer Lawine

Herbert Strolz überlebte im Jahr 2006 einen Lawinenabgang. Seither passt er in den Bergen noch besser auf.
SCHOPPERNAU Nach den ergiebigen Schneefällen der vergangenen Tage ist die Lawinengefahr in den Bergen groß. „Wer jetzt eine Skitour macht, braucht gutes, lawinenkundliches Wissen und Beurteilungsvermögen.“ Das sagt einer, der es wissen muss: Herbert Strolz (58) ist Ausbildungsleiter der Vorarlberger Bergrettung. Sein Spezialgebiet ist Lawinen- und Schneekunde.
Aber selbst Experten wie er sind vor den Gefahren der Natur nicht gefeit. Im Jahr 2006 wäre der Schoppernauer bei einem Lawinenabgang beinahe ums Leben gekommen. „Der 11. Jänner 2006 war ein wunderschöner Tag. Ich habe mit drei Kollegen von der Bergrettung eine Skitour auf die Braunarlspitze und den Hochberg gemacht. Es herrschte Lawinenwarnstufe 2.“
Lawine riss ihn 200 Meter mit
Die Schlussabfahrt auf einem steilen Nordhang wurde dem Bergretter zum Verhängnis. „Aufgrund von Windverwehungen lag hier viel Schnee. Wir haben die Gefährlichkeit des Hanges unterschätzt“, konstatiert er rückblickend. Bevor Strolz als Erster in den Hang einfuhr, bat er die anderen, Abstand zu halten. „Nach dem zweiten Schwung riss die Schneedecke. Ich wusste sofort, was das bedeutete und hoffte, dass meine Kollegen, alle Alpin-Ausbildner, mich schnell ausgraben. Deshalb war ich nicht panisch.“ Die große Lawine riss den Skitourengeher rund 200 Meter mit und verschüttete ihn. „Ich hatte es nicht geschafft, meine Hände zum Kopf zu bringen und mir eine Atemhöhle zu schaffen.“ Strolz war einbetoniert, über seinem Kopf türmte sich ein Meter Schnee. Der Vater einer Tochter verlor das Bewusstsein.
Neun Minuten unter der Lawine
Seine Kameraden setzten einen Notruf ab und begannen sofort mit der Suche. Die Suchgeräte zeigten ihnen an, wo sich der Verschüttete befand. „Sie trafen mich gleich beim ersten Mal mit der Sonde und haben mich ausgeschaufelt.“ Neun Minuten war Strolz unter der Lawine. Sein Gesicht war bereits blau angelaufen. Die Kameraden wollten ihn wiederbeleben. „Aber ich bin dann zu mir gekommen und habe selbst wieder zu atmen begonnen.“ Ein Hubschrauber brachte das Lawinenopfer zum Arzt. Glücklicherweise trug Strolz weder körperliche noch psychische Schäden davon. „Ich war immens dankbar, dass ich überlebt hatte und bedankte mich bei meinen Kameraden, die mit der guten Ausrüstung umzugehen wussten, und bei meinem Schutzengel, der auf mich aufgepasst hatte.“
Das Erlebnis motivierte ihn, sich noch eingehender mit dem Thema Lawinen- und Schneekunde zu befassen. Er zog auch eine Lehre aus dem Unglück. „Ich passe jetzt noch besser auf in den Bergen.“ Freilich: Ein Restrisiko bleibe. „Das schlug zu und wird immer zuschlagen.“ Aber man könne versuchen, es so gering wie möglich zu halten. Deshalb empfiehlt er allen Skitourengehern, sich nicht nur eine gute Ausrüstung zu kaufen, sondern auch eine Skitouren-Ausbildung zu machen, zum Beispiel bei einem Ski- und Bergführer oder bei „Sicheres Vorarlberg“.

Bergretter Herbert Strolz befasst sich seit vielen Jahren mit Lawinen- und Schneekunde.