Wenn die eigene Entwicklung durchs Weltall fliegt

Stefan Bonerz bringt Studenten an der Fachhochschule Vorarlberg kleine, intelligente Systeme näher.
Dornbirn An der Fachhochschule Vorarlberg geht heute der Vorarlberger Techniktag über die Bühne. Dabei steht die optische und photonische Mikrosystemtechnik im Mittelpunkt. Hinter der erstmals virtuell stattfindenden Veranstaltung steht Stefan Bonerz, Hochschullehrer für Mess- und Regelungstechnik. „Bei dem Thema Mikrosystemtechnik geht es um die Entwicklung kleinster und damit überall integrierbarer und mit vielen Funktionen ausgestatteter Systeme“, erklärt der promovierte Techniker, der seit September 2019 an der FH unterrichtet.
Intelligentes Etikett
Stefan Bonerz gibt auch gleich ein Beispiel für eine Anwendungsmöglichkeit. Ein System der Mikrotechnik könnte ein in ein Kleidungsstück integriertes intelligentes elektronisches Etikett sein, welches der Waschmaschine das einzustellende Waschprogramm mitteilt. Das intelligente Etikett könnte dabei über entsprechende Sensoren der Waschmaschine den Kleidungszustand mitteilen oder im einfachsten Fall die Art der Kleidungsfaser. „Die Waschmaschine kann dann die Waschmittelmenge und das Waschprogramm daraus ableiten. Das wäre doch aus Umweltsicht ein guter Ansatz“, erklärt Bonerz.
Der in Marktoberdorf wohnhafte 46-Jährige ist über seinen Vater mit Technik in Berührung gekommen. Er hat ihm spielerisch über ein selbstgebautes Experimentierbrett einfache Elektrotechnikfunktionen beigebracht. „Natürlich gab es da auch interessante Technikmuseumsbesuche und von ihm als Elektriker durchgeführte Reparaturarbeiten bei diversen Haushaltsgeräten, an denen ich grundlegende Funktionsweisen kennenlernen konnte“, erinnert sich der Hochschullehrer.
Entwicklung im All unterwegs
Seinen Studierenden an der FH Vorarlberg möchte der Fan der italienischen Küche mitgeben, dass nicht jeder Weg unmittelbar zum Ziel führt. Wichtig sei es, den Fokus zu behalten und niemals aufzugeben, bis das gesetzte Ziel erreicht sei. Die Technik bietet ihm die Möglichkeit, kreativ zu sein und schwierige Problemstellungen zu lösen, für die es heute noch keine Lösung gibt. Bonerz‘ langjährige Innovationsentwicklungstätigkeit hat darin gegipfelt, dass sein Kamera-Frontend in das satellitengebundene Röntgenteleskop eROSITA und in die Raumsonde BepiColombo eingebaut wurde. „Es ist ein sehr schönes Gefühl, wenn nach sehr langer Entwicklungszeit diese Satelliten dann auch für den Flug ausgewählt werden.“
Technik und Lehre
Nach etwa 20 Jahren in der Entwicklung wollte der Allgäuer, der sich vorstellen könnte, mit seiner Familie nach Vorarlberg zu ziehen, etwas Neues beginnen. Klar war, dass sein neuer Job mit Technik zu tun haben sollte. Schon während des Studiums hatte Stefan Bonerz Lehrerfahrung gesammelt und vor etwa 17 Jahren hatte er kurz an der HTL Bregenz unterrichtet. „Es war damals klar, dass ich irgendwann wieder eine Lehrtätigkeit aufnehmen werde. Die FH Vorarlberg hat mir diese Möglichkeit gegeben“, so Bonerz, der seinen Ausgleich in der Natur findet. Es bereite ihm große Freude, mit jungen Menschen zusammenzuarbeiten. Wissensdurst und die Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Ansätzen und Denkmustern seien Voraussetzung für kreatives Gestalten. Liegt dies vor, lässt sich viel bewegen, die Lehre funktioniere fast von selbst. Wenn der Vorarlberger Techniktag die Neugier an der Materie weckt, so ist Stefan Bonerz als Organisator mit dabei.
Zur Person
Stefan Bonerz
Ausbildung: Studium der Mess- und Regelungstechnik an der TU München, Promotion zu energieautarker drahtloser Sensorik
Laufbahn: Leitung der Elektronikentwicklung am Halbleiterlabor der Max-Planck-Institute für Physik und extraterrestrischer Physik, Bereichsleiter Fa. Pro-Micron, Technologiemanager bei OTT-Jakob Spanntechnik
Geboren am: 2. November 1974
Familie: verheiratet, zwei Kinder (12 und 14)
Hobby: Wandern, Skifahren und gutes Essen mit der Familie
Lebensmotto: Sich selbst nicht zu wichtig nehmen. Der Friedhof ist voll mit Leuten, die geglaubt haben, ohne sie ginge es nicht.
Lieblingsessen: italienische Küche