Aufruf zur Versöhnung

Auch Vizepräsidentin Kamala Harris legte den Amtseid ab.
Präsident Biden übernahm die Amtsgeschäfte von Trump.
washington Mit einem Aufruf zu Einheit und Versöhnung hat Joe Biden sein Amt als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika angetreten. Der 78-Jährige legte am Mittwoch in einer feierlichen Zeremonie vor dem US-Kapitol in Washington seinen Amtseid ab. Kamala Harris wurde als erste Vizepräsidentin des Landes vereidigt. Biden sagte in seiner Antrittsrede, ohne Einheit könne es keinen Frieden und keinen Fortschritt geben, sondern nur Verbitterung und Ärger. Er werde sich mit ganzem Herzen für Einheit und Versöhnung einsetzen. Biden löst den Republikaner Donald Trump ab, der entgegen der Tradition nicht an der Amtseinführung seines Nachfolgers teilnahm.
„Tag der Demokratie“
„Mit Einheit können wir große Dinge tun, wichtige Dinge“, sagte Biden. „Dies ist unser Moment in der Geschichte. Und Einheit ist der Weg vorwärts.“ Der 78-Jährige beschwor die Amerikaner, das Land habe auch Herausforderungen in der Vergangenheit mit Einheit überwunden. „Lasst uns neu anfangen“, sagte er und rief dazu auf, einander zuzuhören. „Ich werde ein Präsident für alle Amerikaner sein“, versprach Biden. Er werde genauso für diejenigen kämpfen, die ihn nicht unterstützt haben wie für jene, die dies getan haben. „Dies ist der Tag der Demokratie.“ Gefeiert werde nicht der Sieg eines Kandidaten, sondern der Sieg der Demokratie.
Bidens Amtseinführung am US-Kapitol fand unter nie da gewesenen Sicherheitsvorkehrungen statt. Vor zwei Wochen hatten gewalttätige Anhänger des abgewählten Präsidenten Trump das Parlamentsgebäude gestürmt. Das Zentrum Washingtons wurde weiträumig abgeriegelt. Neben zahlreichen Polizisten waren Tausende Mitglieder der Nationalgarde im Einsatz, um vor allem den Kongresssitz zu schützen. Wegen der Corona-Pandemie fand die Amtsübergabe auch ohne das sonst übliche Massenpublikum statt. Trumps bisheriger Stellvertreter Mike Pence und seine Ehefrau Karen waren Gast bei Bidens Vereidigung. Im Publikum saßen auch die ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama, George W. Bush und Bill Clinton mit ihren Ehepartnerinnen.
Biden hatte die Präsidentenwahl im November mit deutlichem Abstand gewonnen. Er kann bei seinen geplanten Vorhaben auf die Unterstützung des Kongresses bauen, wo sich seine Demokraten bei den Wahlen die Kontrolle beider Kammern sicherten. Trump hatte ohne Belege behauptet, er sei durch Wahlbetrug um den Sieg gebracht worden. Sein Widerstand gegen seine Niederlage gipfelte in der gewaltsamen Erstürmung des Kapitols durch seine Anhänger. Kurz zuvor hatte Trump seine Unterstützer bei einer Kundgebung aufgestachelt. Die Demokraten machten Trump für den Gewaltausbruch mitverantwortlich und leiteten im Repräsentantenhaus, unterstützt von mehreren Republikanern, ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn ein.
„Dies ist unser Moment in der Geschichte. Und Einheit ist der Weg vorwärts.“

Tausende US-Flaggen zierten die National Mall vor dem Kapitol.

George W. Bush, Nancy Pelosi, Barack und Michelle Obama (v.l.).

Lady Gaga sang die Nationalhymne der Vereinigten Staaten.
