Kein Kavaliersdelikt
Dass sich Feldkirchs Bürgermeister Wolfgang Matt (ÖVP) bereits impfen ließ, ist laut Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) „wenig sensibel“. Die Wortwahl überrascht. Wallner kann deutlicher sein. In diesem Fall, aber auch in dem der Rankweiler Gemeindechefin Katharina Wöß-Krall (ÖVP), wäre es angebracht: Die beiden haben kein Kavaliersdelikt begangen, sie haben sich nicht an einer Supermarktkassa vorgedrängelt. Sie haben etwas getan, was keinesfalls strafbar ist, aber einer Art Korruption entspricht.
Wikipedia definiert Korruption als Missbrauch einer Vertrauensstellung: Es gehe darum, aus dieser Stellung heraus Vorteile zu erlangen, auf die kein Anspruch besteht. Das trifft zu: Wären Matt und Wöß-Krall nicht Bürgermeister, sie hätten noch keine Impfung bekommen. Nicht einmal eine „übriggebliebene“. Eine solche wäre abrufbereiten Leuten verabreicht worden, die Vorrang haben. Das ist eine Entscheidung über Leben und Tod. Bisher ist jeder vierte Infizierte über 84 gestorben. Bund und Länder haben daher fixiert, Heimbewohner, Mitarbeiter von Gesundheitsdiensten, Personen mit einer Vorerkrankung und Ältere zuerst zu schützen. Das ist gut so. Zugegeben, viele Politiker befinden sich in einer schwierigen Lage. Sie tragen Verantwortung, haben viele Kontakte und sind daher einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Eine Debatte darüber, ob sie nicht schneller geimpft werden sollten, wäre daher angebracht. Eigenmächtig umgangen werden darf dieser Prozess aber von keinem Bürgermeister, keiner Bürgermeisterin.
Johannes Huber
johannes.huber@vn.at,
dieSubstanz.at
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