Die Impfvorgaben werden genauer

Wallner will mit einer „Direktive von oben herab“ Fälle wie in Feldkirch verhindern.
Bregenz Weil weitere Vorarlberger Bürgermeister auf heiminternen Wartelisten für Impfungen gestanden hätten, ortet Landeshauptmann Markus Wallner im VN-Interview zu viel Freiraum beim Erstellen eben jener Listen. Er habe die Impf-Vordrängler aus Rankweil und Feldkirch deutlich ermahnt und glaubt an Einsicht.
Herr Landeshauptmann, was läuft schief bei der Impfung in Vorarlberg?
Wir sind prinzipiell sehr gut aufgestellt. Aber es hat sich gezeigt, dass wir genauer vorgeben müssen, wer wann eine Impfung bekommt, weil der Impfstoff noch sehr knapp ist. Und ja, es gab auch Fälle, da hat der Impfstoff absolut nicht hingehört. Die Vorfälle mit Bürgermeistern waren nicht in meinem Sinne. Ich habe die beiden persönlich kontaktiert. Mit dem Wissen von heute würden beide das nicht mehr tun.
Genießen die Rankweiler ÖVP-Bürgermeisterin Wöß-Krall und der Feldkircher Amts- und Parteikollege Matt noch Ihr Vertrauen?
Ich selbst habe in der Frage, wann Politiker sich impfen lassen sollen, eine klare Haltung. Ich werde mich impfen lassen, wenn ich an der Reihe bin. Es ist nicht richtig, sich als Jüngerer einem 80-Jährigen bei der Impfung vorzuziehen. Ich hätte mir das automatisch von anderen auch erwartet und war überrascht, dass man das überhaupt anders interpretieren kann. Ich hatte in den Gesprächen mit beiden Bürgermeistern das Gefühl, dass ich schließlich verstanden wurde: das hat mit Grundsätzlichem zu tun, vor allem mit Respekt gegenüber der älteren Generation.
Was lernen Sie aus den Vorgängen?
Es wurde klar, dass in den Heimen interne Backup-Listen angefertigt wurden. Das ist prinzipiell in Ordnung, aber auch für diese Listen muss gelten, dass der Impfplan eingehalten wird. Auch wenn eine Impfdosis übrig bleiben sollte.
Also kein Grund für die Bürgermeister, an Rücktritt zu denken?
Ich habe beide deutlich ermahnt und ich hoffe, dass das verstanden wurde.
Hatten Sie während des ZiB2-Interviews von Wolfgang Matt auch das Gefühl, dass Ihre Worte verstanden wurden?
(Zögert) In Teilen des Interviews schon. Mir gegenüber ist das jedenfalls klar gesagt worden und es soll auch in der Öffentlichkeit klar sein.
Sie ließen die Vorarlberger Bürgermeister durchtelefonieren, um nach weiteren Impf-Dränglern zu fahnden. Wurden Sie fündig?
Es wurden noch nicht alle erreicht, dennoch haben wir ein erstes Bild bekommen. Es ist zur Stunde kein weiterer Fall einer Impfung bekannt. Ich kann allerdings nicht ausschließen, dass Bürgermeister auf weiteren Impf-Kontaktlisten standen. Die Bürgermeister haben sich da jedoch nicht selbst hinauf gesetzt, sondern wurden bei der Listenerstellung vom Personal berücksichtigt.
In welchen Gemeinden ist das passiert?
Das ist erst ein Stimmungsbild, ich habe keine konkreten Fälle vorliegen. Auf solchen Listen sind eben auch Bürgermeister gestanden. Und die Impfung ist für sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht richtig.
Können Sie ausschließen, dass auch Prominente oder sonstige einflussreiche Personen in Vorarlberger Heimen geimpft wurden?
Ich kann das nicht ganz ausschließen, weil mir auffiel, dass die Heime diese Rest-Listen selbst erstellt haben. In der Kategorie “Externe” wurden in anderen Bundesländern Menschen geimpft, die definitiv nicht drauf gehören. Wir können jetzt nicht detektivisch arbeiten, sondern per Direktive von oben herab klar sagen, dass das nicht geht. Ich muss alle, die mit der Impfung zu tun haben, bitten, verantwortungsvoll mit der Materie umzugehen. Wir können nicht überall einen Polizisten hinstellen.
Ab wann werden Vorgemerkte von der Plattform geimpft?
Derzeit wird darauf noch gar nicht zugegriffen. Die Daten müssen sortiert werden und dienen als Planungsgrundlage. Bis zur Impfung kann es Wochen und Monate dauern. Die 80-Jährigen zuhause werden im Jänner noch nicht geimpft. Das könnte auch erst Ende Februar möglich sein.
Nachdem Sie den Bund wegen Bürokratie geißelten, haben jetzt Bundeskanzler und Vizekanzler deutliche Kritik an der Impfstoffverteilung der Länder geäußert.
Man darf wegen Einzelfällen nicht das ganze System auf den Kopf stellen. Es gab bei mir auch Momente, als ich auf den Bund zornig war. Als ich dachte, dass die Bürokratie zu schwer auf dem System lastet. Man kann sich ärgern, aber die Bürger haben nichts davon.
Vizekanzler Kogler richtete Ihnen aus, die Landeshauptleute müssten auf die Impf-Drängel-Bürgermeister einwirken, auch was entsprechende Rücktritte betrifft.
Er kann auffordern, das sei ihm unbenommen. Aber es liegt an uns, die Entscheidungen zu treffen. Jeder Vorarlberger weiß, wie meine Haltung ist, auch weil ich sie selbst so vorlebe.
Die Rankweiler Bürgermeisterin wurde von ihrer Schwester, die Ärztin ist, im Heim geimpft. Ihr Bruder, Sebastian Wöß, ist ja der Impfkoordinator des Landes Vorarlberg. Wie beurteilen Sie das?
Ich habe das hinterfragt. Es ergibt auf den ersten Blick ein unglückliches Bild, aber beim genaueren Hinschauen wird klar: Der Impfkoordinator macht einen hervorragenden Job. Er kümmert sich nicht um den Impfvorgang selbst und hat auch mit dem Vorgang in Rankweil nachweislich nichts zu tun. Da möchte ich fair bleiben. Ich habe mit ihm persönlich gesprochen.