Weitere Bürgermeister und Promis geimpft: Land schickt Aufpasser

Ortschefs, Ex-Ortschefs und prominente Bürger der Landeshauptstadt sind bereits geimpft worden.
Schwarzach Wer hat sich impfen lassen, obwohl er nicht darf? VN-Recherchen zeigen: Die Liste wird länger. Zu neuen Bürgermeistern gesellen sich auch Prominente. Wie Landeshauptmann Markus Wallner den VN bestätigt, gebe es Anzeichen, dass mit übrig gebliebenem Impfstoff in Heimen auch Personen versorgt worden sein sollen, die in keiner Weise in die Prioritätskategorien des Impfplanes fallen. So seien in einem Bregenzer Pflegeheim auch mehrere prominente Bürger der Landeshauptstadt geimpft worden. Auch ein Altbürgermeister aus dem Oberland ließ sich bereits impfen. Die Landesregierung möchte dem nun einen Riegel vorschieben.
Fehler im System
Und zwar mit neuen Vorsichtsmaßnahmen. „Ab sofort werden bei allen Impfaktionen in Vorarlberger Heimen je zwei Mitarbeiter des Landes zur lückenlosen Dokumentation anwesend sein“, kündigt der Landeshauptmann an. Aufpasser? Wallner: „Ja, das kann man so sagen.“ Bislang forderten die Heime Impfdosen an, das Land Vorarlberg bestellte sie, und der Impfstoff wurde ins Heim geliefert. Eine direkte Rückmeldung oder Dokumentation, wer geimpft wurde, habe die Landesregierung nicht erhalten. Die Geimpften wurden lediglich in die Impfdatenbank des Bundes eingemeldet. Mit der neuen Dokumentation werde sich das ändern.
Der Feldkircher Bürgermeister Wolfgang Matt ging am Donnerstag erneut an die Öffentlichkeit. Ihm sei klar geworden, dass sich viele Menschen ein Wort des Bedauerns erwarten. „Daher bitte ich all jene, die den Eindruck gewonnen haben, ich hätte mir einen persönlichen Vorteil verschaffen, mich vordrängen oder gar jemandem eine Impfdosis vorenthalten wollen, in aller Form um Verzeihung.“ Neben Matt und der Rankweiler Bürgermeisterin Katharina Wöß-Krall bestätigt auch der Bizauer Bürgermeister Norbert Greussing eine Impfung.
Er wolle seinen Bürgermeisterkollegen in keinster Weise zu Nahe treten, aber seine Impfung sei nicht vergleichbar. „Ich bin als Geschäftsführer der Fechtigstiftung der Verwalter des Josefsheims in Bizau. Wie alle Mitarbeiter habe ich mich ganz normal angemeldet. Außerdem wollte ich ein Zeichen für die Mitarbeiter setzen.“ Alles sei transparent. Der Bürgermeister von Bartholomäberg, Martin Vallaster, hat sich bereits am 13. Jänner im Pflegeheim impfen lassen. Der Arzt habe noch versucht, Menschen über 80 zu finden. „Die haben rundum telefoniert und alle Anstrengungen unternommen. Mich haben sie erst danach noch für die allerletzte Dosis angerufen.“
Zurück in die Warteschlange
Die Impfdrängler aus Politik und Prominenz, die in den kommenden Wochen mit der zweiten Teilimpfung gerechnet haben, will Wallner nun in die Warteschlange zurückgeschicken. „Nach Auskunft des Landessanitätsdirektors kann auch etwas mehr Zeit als die ursprünglich vorgesehenen drei Wochen bis zur zweiten Teilimpfung verstreichen”, sagt Wallner. So lange der Impfstoff dermaßen knapp sei, werde er für Menschen in der Prioritätsgruppe 1 benötigt: Heimbewohner, über 80-Jährige und Gesundheitspersonal. Damit widerspricht er Gesundheitsminister Rudolf Anschober, der ankündigte, dass auch die Vordränger den zweiten Stich bekommen. Sonst wäre die erste Dosis vergeudet. Um Vordrängen zu unterbinden, sind Stichprobenkontrollen geplant.
Auch in anderen Bundesländern sorgen geimpfte Bürgermeister für Schlagzeilen. In Salzburg steht die Landesregierung hinter ihnen. „Wir vertreten den Standpunkt, dass all jene Bürgermeister, die im Rahmen ihrer Aufgabenerfüllung regelmäßig in Seniorenwohnheimen im Kontakt mit der Heimleitung, dem Personal oder den Bewohnern sind, unter die Priorität I fallen“, erklärten Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Gesundheitslandesrat Christian Stöckl. Die Entscheidung solle vom Impfkoordinator eines Heimes oder dem beigezogenen Arzt getroffen werden.
Text: Gerold Riedmann & Michael Prock