Deshalb ist jetzt die Impfstrategie in Gefahr

Vorarlberg / 23.01.2021 • 05:50 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Die europaweiten Lieferschwierigkeiten von AstraZeneca treffen auch Vorarlberg. Grenzkontrollen wird es weiterhin geben. <span class="copyright">VN/Sams</span>
Die europaweiten Lieferschwierigkeiten von AstraZeneca treffen auch Vorarlberg. Grenzkontrollen wird es weiterhin geben. VN/Sams

AstraZeneca gibt kurz nach EU-Gipfel Verzögerungen bekannt.

Wien, Brüssel Kommende Woche könnte der Impfstoff von AstraZeneca zugelassen werden. Allerdings wird weniger geliefert als geplant. Für Österreich könnte das 600.000 statt der bestellten zwei Millionen Dosen bedeuten. Das bringt die Impfstrategie ins Wanken. Die Bundesregierung baut auf diesen Impfstoff, um bis März allen über 65-Jährigen eine Impfung anbieten zu können. Ohne AstraZeneca könnte es bis Ende Mai dauern. Also: Je früher geimpft wird, desto besser können die Pandemie bekämpft und Virusmutationen eingedämmt werden. Bis dahin könnte es zu weiteren Reisebeschränkungen kommen. Über ein europäisches Impfzertifikat wird beraten.

Impfstoffzulassungen

Ob der Plan der EU-Kommission hält, bis zum Sommer 70 Prozent der Erwachsenen in der EU gegen das Coronavirus geimpft zu haben, ist alles andere als fix. Denn Impfstoff ist Mangelware, umso mehr, wenn AstraZeneca nicht ausreichend liefern kann. Zugelassen sind derzeit Präparate von Biontech/Pfizer und von Moderna. Die Europäische Arzneimittelagentur prüft derzeit auch das Mittel von AstraZeneca und der Universität Oxford. Nach dem Gipfel erklärte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), er erwarte spätestens nächste Woche eine Zulassung. AstraZeneca dürfte zunächst aber weniger Impfstoff in die EU. Grund seien geringere Erträge an einem Produktionsstandort in der europäischen Lieferkette. Statt der geplanten zwei Millionen Impfdosen kommen knapp 600.000 im ersten Quartal nach Österreich. Dem Vernehmen nach wurden der Impfkoordinator des Bundes und jene der Länder am Freitag in einer Videokonferenz über die Reduktion der ersten Lieferungen informiert. Gesundheitsminister Anschober bestätigte in der ZiB2, dass es Lieferngpässe gibt. Er könne noch nicht sagen, wieviel Impfstoff im März geliefert wird. Zunächst müsse man klären, was im ersten Quartal überhaupt geliefert werden kann und ob es sich bei der Lieferreduktion nur um einen Aufschub handelt. „Ich hoffe sehr, dass es nur eine Verschiebung ins zweite Quartal ist. Das ist unsere Mindestforderung.“ Er gehe davon aus, dass am 29. Jänner der Impfstoff zugelassen wird und hofft, dass es sich dabei um eine Gesamtzulassung handelt. Auch eine Teilzulassung für bestimmte Altersgruppen steht im Raum. „Das ist noch offen“, sagt Anschober. Ab März wären die Über-65-Jährigen sowie Mitarbeiter in kritischer Infrastruktur an der Reihe gewesen. Das dürfte sich nun verzögern. Damit ackelt der Impfplan der Regierung. Im Laufe des Frühjahrs ist laut Bundeskanzleramt mit weiteren Zulassungen zu rechnen – für die Impfstoffe von Johnson & Johnson und für CureVac. Laut Anschober wurden auch bei diesen Herstellern große Mengen bestellt..

Reisebeschränkungen

Bis die Bevölkerung geimpft ist, müssen andere Maßnahmen zur Panemiebekämpfung eingeführt werden. Für nicht notwendige Reisen soll es Beschränkungen geben. Die europäische Coronaampel könnte bestimmtend werden. Laut Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen soll für Regionen, in denen sich das Virus stark verbreitet, die Kategorie „dunkelrot“ gelten. Wer dort war, könnte vor der Abreise einen Test und nach der Ankunft in Quarantäne müssen. Im Raum stehen auch zusätzliche Auflagen für Reisende aus Drittstaaten. Österreich verlangt von Personen aus Risikogebieten, zu denen fast alle EU-Länder zählen, eine zehntägige Quarantäne, aus der man sich ab dem fünften Tag freitesten kann. Ausnahmen gibt es für den Transit und für Personen, die aus beruflichen oder familiären Gründen regelmäßig pendeln.

Grenzkontrollen

Eigentlich herrscht im Schengenraum Bewegungsfreiheit ohne stationäre Kontrollen. Im Frühjahr machten aber etliche Staaten wegen Corona ihre Grenzen weitgehend dicht. Die EU-Kommission fordert, dass alle Staaten ihre Grenzen für Waren und Pendler nun möglichst offen halten. Das wollen auch die Staats- und Regierungschefs.

Impfpass

Die Idee eines EU-weit gültigen Impfpasses für freies Reisen brachte zuerst Griechenland auf. Andere Länder schlossen sich der Idee an. Auch Österreich plädiert für einheitliche Impfzertifikate, stellt sich aber gegen eine Impfpflicht. Beim EU-Gipfel hat es dem Bundeskanzleramt zufolge „grundsätzliche Unterstützung für eine einheitliche Zertifizierung“ gegeben, aber noch keinen darüber hinaus gehenden Konsens. Vorteile für Geimpfte sind vorerst nicht geplant.

Text: Birgit Entner-Gerhold und Magdalena Raos

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