Flexibel und organisiert durchs Leben

Bettina Bitsche bewährt sich als Busunternehmerin in einer Männerdomäne.
BLUDENZ Wenn Bettina Bitsche mit einem ihrer Reisebusse unterwegs ist, fällt sie unweigerlich auf. Die zierlich wirkende Busunternehmerin hat sich vor 27 Jahren in eine Männerdomäne gewagt: „Damals war ich noch ein Unikum. Es gab keine anderen weiblichen Busfahrerinnen. Manche Leute sind bei mir gar nicht eingestiegen.“ An ihre erste Busfahrt erinnert sie sich noch gut: „Die erste große Fahrt ging nach Ungarn an den Plattensee. Ich bin in Budapest auch zum ersten Mal in einer Großstadt gefahren. Ich war sehr aufgeregt, aber alles ging gut.“ In den letzten 27 Jahren gewann die sympathische Bludenzerin sehr viel Routine. Umsichtig und mit viel Präzision lenkt sie den jeweiligen Bus, vier Busse befinden sich mittlerweile in ihrem Besitz: „Es ist wichtig, in jeder Situation ruhig und vorausschauend zu fahren.“
Ab ins Ausland
Schon ihr Vater führte in Brand ein Busunternehmen: „Er hat 1962 unter schwierigen Bedingungen mit einem VW-Bus gestartet. Kapital war keines vorhanden, denn mein Vater hatte 13 Geschwister. Meine Mutter stammt aus Hamburg. Sie hatte drei Jahre während ihrer Kindheit in England verbracht. Als vor vierzig Jahren der Tourismus mit englischen Gästen in Brand so richtig startete, hat sie allen Hotelbesitzern und Gastronomen in Brand Englisch beigebracht.“ Nach Absolvierung der Gastgewerbeschule zog es Bitsche zuerst ins Ausland: „Ich war für einen englischen Touristikveranstalter weltweit tätig. So habe ich ein Jahr in den USA gelebt, habe aber auch auf anderen Kontinenten gewohnt und gearbeitet.“
Andere Kulturen und deren Lebensbedingungen hatten die mutige junge Frau immer schon interessiert. Nach acht Jahren zog es sie wieder in ihre Heimat zurück. Ihr nächster Beruf hatte wiederum mit Tourismus zu tun, sie begleitete als Guide für ein Tiroler Busunternehmen Österreich-Rundfahrten. Nebenher schloss sie zudem die Stadtführer-Konzessionsprüfung ab. Manchmal begleitete sie sogar zwei Busse gleichzeitig. Aber Flexibilität und Organisation liegt ihr.
Probefahrt
Ein Busfahrer regte sie an, das Busfahren doch selber zu probieren. Das war im Rahmen einer Tour in Salzburg: „Wir haben die Gäste ins Hotel gebracht, den Rückweg habe ich dann erstmals leer gefahren. Es ist mir sogleich leichtgefallen.“ Diese Erfahrung war prägend. Ein weiteres Ziel stand fest: „Ich wollte unbedingt den Bus-Führerschein machen!“ Im darauffolgenden Winter absolvierte die tatkräftige Bludenzerin den Lkw-Führerschein. Für den Bus-Führerschein musste zu dieser Zeit eine einjährige Praxis nachgewiesen werden. Ihr damaliger Freund lebte im Burgenland, im nächstfolgenden Winter folgte schon der nächste Schritt: Beim WIFI Eisenstadt legte sie die Bus-Konzessionsprüfung ab.
Im elterlichen Busunternehmen lief es zwischenzeitig jedoch nicht mehr allzu gut. Der Vater war im Rollstuhl, die Busse waren veraltet: „Ich habe mit meinen Eltern und den drei Brüdern eine Familiensitzung einberufen und eine lösungsorientierte Diskussion gestartet. Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich den Betrieb übernehme. Das war vor 27 Jahren. Ein Grundprinzip von mir ist, wenn ich etwas anfange, dann ziehe ich das auch durch.“
Kein leichter Start
Es war alles andere als ein leichter Start. Abgesehen von den Vorurteilen gegenüber einer weiblichen Busfahrerin musste sie sich auch gegen die Konkurrenz behaupten. Die innovative Geschäftsfrau erweiterte ihre Konzepte für Busreisen permanent: „Durch die Wahl der richtigen Musik, einen guten Schmäh und ein abwechslungsreiches Programm entsteht sehr schnell ein Gruppengefühl im Bus. Wenn die Leute am Schluss dann begeistert und beschwingt aussteigen, bin ich zufrieden.“ BI
Zur Person
Bettina Bitsche
Geboren 1966
Wohnort Bludenz
Beruf Selbstständige Busunternehmerin
Hobbys Tiere, Malen, Musik (Blockflöte und Zither), ausgefülltes Alleinsein
Lebensmotto Ich bleibe mit meiner Freiheit verheiratet!