Lkw-Verkehr überrollt die Krise

Weniger Autos, aber ähnlich viele Schwerfahrzeuge unterwegs wie vor der Pandemie.
SCHWARZACH Die Nationalbank versucht die wirtschaftlichen Entwicklungen in Echtzeit abzuschätzen. Ein Hinweisgeber ist der Lkw-Verkehr, den die Asfinag als Autobahnerhalterin erfasst. In seinem Fall tut sich Bemerkenswertes: Lockdowns in Folge der Coronakrise sind kaum noch feststellbar, das Aufkommen steigt zum Teil sogar. Ein Blick auf die Rheintalautobahn bestätigt das.
„Die Auswirkungen der Pandemie auf den Güterverkehr sind nicht so stark.“
Alexander Holzedl, Asfinag-Sprecher
Das Jahr 2020 hat bei der A14-Zählstelle Wolfurt, Lauterach nicht ungewöhnlich begonnen. Ganz im Gegenteil, einem längerfristigen Trend entsprechend hat das Verkehrsaufkommen weiter zugenommen. Mit dem ersten Lockdown ab Mitte März änderte sich das jedoch schlagartig. Im April waren in beide Fahrtrichtungen mit durchschnittlich 23.039 Autos täglich um 61,9 Prozent weniger unterwegs als ein Jahr davor. Bei den Lkw waren es mit 3776 zwar ebenfalls weniger, aber „nur“ um 21,4 Prozent. In Folge diverser Lockerungen normalisierten sich die Verhältnisse auf den Sommer hin. Im November gab es wieder massive Verschärfungen, die sich diesmal noch unterschiedlicher auswirkten: Mit 37.679 wurden durchschnittlich zwar um 31 Prozent weniger Autos gezählt als ein Jahr davor, bei den Lkw gab es jedoch eine leichte Steigerung von 0,4 Prozent auf 4686.
Asfinag-Sprecher Alexander Holzedl bestätigt, dass es dieses Phänomen österreichweit gibt. Zumindest beim Autoverkehr kann es nicht überraschen: Die Einbrüche sind hier auf die Reisebeschränkungen zurückzuführen. Im Frühjahr war überhaupt „Zuhause bleiben“ angesagt, und auch ab November konnten so gut wie keine ausländischen Gäste mehr kommen bzw. Einheimische verreisen. Der Transit war ebenfalls eingeschränkt. Darüber hinaus gab es aufgrund von Gastronomie- und Geschäftsschließungen weniger regionalen Freizeit- und Pendlerverkehr.
„Die Auswirkungen auf den Güterverkehr sind nicht so stark“, wie Holzedl berichtet. Auch die Nationalbank stellt fest, dass Industrie und grenzüberschreitender Handel recht passabel funktionieren. „Die bundesweite Lkw-Fahrleistung blieb Ende 2020 stabil und zeigte im November mit zwei Prozent sogar ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum“, so Holzedl.
Die Aussichten für 2021: Prognosen sind laut Asfinag schwer bis unmöglich, zumal offen ist, wie sich Lockdowns und Reisemöglichkeiten entwickeln. Auch die Auswirkungen auf die Wirtschaft und damit den Schwerverkehr würden sich nicht seriös abschätzen lassen. Bei Kurzzeitvignetten und Sondermauten für Pkw sei jedoch weiterhin mit einem deutlichen Rückgang zu rechnen. 2020 sind die Vignetten-Einnahmen der Straßenerhalterin um voraussichtlich 72 Millionen auf 452 Millionen Euro gesunken. Trotzdem liege der Fokus „unverändert darauf, Österreich unter den erschwerten Bedingungen in Bewegung zu halten“, betont Asfinag-Geschäftsführer Stefan Siegele.