Birgler-Projekt in Warth wird neu aufgestellt

Veränderungen stehen in der Warther Sennerei an – Käseproduktion wird reduziert, Imbiss und Verkauf werden räumlich klar getrennt. stp/2
Verkaufslokal und Imbiss werden räumlich getrennt – Sennereibetrieb stark reduziert.
Warth Vor mehr als 15 Jahren ist Alois „Wise“ Feurstein angetreten, das Warther „Sorgenkind Sennerei“ langfristig abzusichern – mit einem Konzept, das auf mehreren Beinen beruhte, denn neben der Verarbeitung der Milch, die von den Bauern aus Warth, Gehren und Lechleiten angeliefert wurde, setzte der gelernte Metzger natürlich auch auf die Verarbeitung von Fleisch der Bauern aus der Region und kreierte die Qualitätsmarke „Birgler“.
Langfristiges Projekt
Zunächst pachtete Feurstein für einige Jahre die alte Sennerei, ehe er 2007 sein neues Gebäude eröffnen konnte. Dort wurden nicht nur „Birgler“ – Käse, Speck, Schinken usw. – produziert, sondern diese gefragten Spezialitäten auch in einem Verkaufsladen und im Imbiss vermarktet. Um sein Projekt mit einem weiteren Standbein abzusichern, setzte Feurstein außerdem auf Appartement-Vermietung.
Sennereibestand gesichert
Nach mehr als zehn Jahren stehen nun wesentliche Änderungen im Erfolgskonzept an. „Als ich 2003 nach Warth kam“, erinnert sich der Multi-Unternehmer, „war die Sennerei nicht in Betrieb, weil wieder einmal kein Senner gefunden werden konnte.“ Ein Problem, mit dem Warth seit vielen Jahren konfrontiert war. Es gab immer wieder Betriebseinstellungen – die Folgen blieben nicht aus, immer weniger Bauern lieferten immer weniger Milch an und damit sank die Rentabilität der Sennerei zwangsläufig tiefer in die roten Zahlen. Wise Feurstein schaffte mit seinem Projekt die Wende.
„Begonnen habe ich mit der Verarbeitung einer jährlichen Milchmenge von weniger als 200.000 Litern, das stieg stetig an und zuletzt wurde fast die doppelte Menge angeliefert.“
Auf Entwicklung reagieren
Feurstein musste angesichts dieser Entwicklung die Notbremse ziehen, denn bei diesen Mengen litt nicht nur die Qualität, es entstand auch ein massives Absatz- und Preisproblem. Lösen wollte dies Feurstein mit einem Konzept, das auf eine Reduzierung der angelieferte Milchmenge abzielte: „Ich war bereit, pro Liter Milch mindestens 15 Cent mehr zu bezahlen, wenn sich die Milchlieferanten bereiterklärt hätten, die Qualität zu steigern, indem sie auf Fremdfutter verzichten und nur noch hofeigenen Dünger verwenden.“ Damit hätte die Milchmenge um zehn bis 20 Prozent gesenkt werden können. „Finanziell wäre das für die Bauern keine Einbuße gewesen, weil die Mengenreduzierung durch einen höheren Milchpreis mehr als ausgeglichen worden wäre“, rechnet Feurstein im Gespräch mit der VN-Heimat vor und ergänzt, dass er dank der höheren Qualität auch einen besseren Preis erzielt hätte.
Allein: „Es funktionierte leider nicht, im Gegenteil: die meisten Milchlieferanten wollten diesen Weg nicht mitgehen und haben statt weniger eher noch mehr Milch angeliefert“, bedauert Feurstein.
„Plan B“ wurde beschleunigt
Damit blieb nur noch die „radikale“ Alternative: „Nachdem es zu keiner Lösung mit den Milchlieferanten kam, habe ich die Verträge mit fast allen Bauern nicht verlängert und die Käseproduktion auf einen Bruchteil reduziert und mich fast nur noch auf andere Milchprodukte wie Joghurt und dergleichen konzentriert.“
Diese generelle Umstellung wurde durch zwei Faktoren beschleunigt, denn sie erfolgte im März des Vorjahres und fiel somit mit dem Beginn der Coronakrise zusammen. Gleichzeitig hat die Gemeinde zu dieser Zeit auch mit der Käserei Sojer aus Steeg einen Betreiber für das Projekt „Alte Sennerei“ gefunden. Dort wurde jetzt bekanntlich ein Spezialitätenladen mit angeschlossener Gastronomie eingerichtet. Zudem verarbeitet Sojer künftig die Milch der Warther Bauern in Steeg.
Betrieb wird umgestaltet
Wise Feurstein verliert indes mit der Umgestaltung seines Betriebs keine Zeit. „Schon in den nächsten Tagen ist die behördliche Verhandlung für den Umbau angesetzt. Dabei wird die Sennerei massiv verkleinert und in den Keller verlegt, die bisherige Sennerei wird zum Verkaufslokal umgestaltet und damit vom Imbiss räumlich klar getrennt.“ STP
