Robert bewundert die Stärke der Outsider

Robert Robida (59) zaubert mit drogen- und alkoholabhängigen Menschen kreative Menüs auf den Tisch.
Feldkirch Robert Robida (59) arbeitet seit zehn Jahren im Caritas Café, einer Obdachlosen-Einrichtung in Feldkirch. Hier bereitet er für die Gäste des Cafés das Mittagessen zu. Beim Kochen unterstützen ihn suchtkranke Menschen, die er im Café oder auf dem Vorplatz anwirbt. Kochen unter soziotherapeutischer Anleitung nennt sich das.
Robida verschafft es einen unkomplizierten Zugang zu den suchtkranken und teilweise auch obdachlosen Menschen. „Ich komme diesen Menschen sehr nahe. Oft bin ich für sie die einzige Vertrauensperson außerhalb ihres Suchtmilieus. Sie erzählen mir von ihren Träumen, ihren Wünschen und ihren Hoffnungen.“ Robida hört seinen Schützlingen zu, gibt ihnen Tipps und unterstützt sie dabei, dass sie ihren Weg finden und – im besten Fall – aus ihrer Sucht herauskommen.
Das Schicksal schlug bei den meisten schon in der Kindheit zu: Verwahrlosung, sexueller Missbrauch, körperliche Gewalt, Verlusterfahrungen, mangelnde Liebe. „Ich wundere mich nicht, dass sie in die Sucht abgeglitten sind. Mir nötigt es Respekt ab, dass sie noch am Leben sind und trotz allem so stark sind.“ Trotz des traurigen Hintergrunds wird in der Küche viel gelacht. „Mit Humor kann man die Schwere herausnehmen und auf den Punkt der Sache kommen, ohne dass jemand sein Gesicht verliert.“ Neben seiner Tätigkeit in der Küche macht Robida auch Streetwork. „Wenn es draußen auf dem Vorplatz zu einem Streit kommt, versuche ich den Konflikt zu entschärfen.“
„Man wird mit dem eigenen Schicksal zufriedener.“
Robert Robida, kocht mit suchtkranken Menschen
Die Arbeit mit den Menschen am Rande der Gesellschaft hat ihn demütig gemacht. „Man wird mit dem eigenen Schicksal zufriedener. Ich weiß, dass ich privilegiert bin und Glück hatte. Auch mein Leben hätte anders ausgehen können. Das Abgleiten in eine Sucht kann so schnell gehen.“
Süchte und das Verhalten von Suchtkranken waren dem gelernten Restaurant-Fachmann nicht völlig fremd, als er die Arbeit im Caritas-Café im Jahr 2011 antrat. „Ich habe in der Gastronomie gearbeitet. Da bekam ich die verschiedensten Facetten des Daseins mit.“ Die Branche war dem gebürtigen Steirer über viele Jahre eine berufliche Heimat, nicht nur im In-, sondern auch im Ausland. Aber im Jahr 2005 orientierte sich Robida, der zuletzt den Gasthof Gütle in Dornbirn betrieben hatte und dort selbst in der Küche stand, neu. Ihm schwebte vor, in einer sozialen Einrichtung zu kochen, „am liebsten gemeinsam mit den Gästen“. Das konnte er dann auch bei Aqua Mühle in Frastanz, wo er mit psychisch beeinträchtigten Menschen zusammenarbeitete und kreative Menüs auf den Tisch zauberte.
Corona drängt die Outsider noch mehr an den Rand
Seit zehn Jahren bringt er aber nun schon seine Kochkunst, sein Wissen über die Ernährung und seine reichhaltige Berufs- und Lebenserfahrung bei der Caritas ein. Robida, der in jungen Jahren einige Monate in Spanien lebte und acht Monate auf einem Kreuzfahrtschiff arbeitete, erfüllt die Arbeit im Caritas-Café. „Es ist herausfordernd und spannend, mit Menschen zu tun zu haben, die völlig andere Lebensentwürfe haben.“
Derzeit werkelt der 59-Jährige aber zu seinem Bedauern allein in der Küche, was Corona geschuldet ist. Überhaupt hat sich durch die Pandemie im Caritas-Café einiges verändert. „Wir können nur mehr Menschen hereinlassen, die kein Dach über dem Kopf haben. Wer eine Rückzugsmöglichkeit bzw. ein Zimmer hat, muss draußen bleiben. Denn wir brauchen den Platz für wirkliche Obdachlose. Die können sich nur noch bei uns aufwärmen, weil sie im Lockdown keine anderen Aufenthaltsmöglichkeiten mehr haben“, bedauert Robida, dass randständige Menschen durch Corona noch mehr an den Rand gedrängt werden.
Robert Robida
geboren 21. April 1961 in Voitsberg (Steiermark)
Wohnort Feldkirch
Familie in Partnerschaft
Hobbys Skitouren, Schwimmen, Stand-up-Paddeln