Blumenegger Baumprofis

Gemeinden Ludesch, Raggal und Sonntag ziehen bei Waldbewirtschaftung an einem Strang.
Ludesch, Raggal, Sonntag Professionalität und Zusammenarbeit wird bei der Bewirtschaftung der Gemeindewälder von Ludesch, Raggal und Sonntag großgeschrieben. Was vor gut fünf Jahren mit einer Anfrage der Gemeinde Raggal seinen Anfang nahm, gipfelte nun in der Auszeichnung des Fachmagazins Holzkurier zum Forstbetrieb des Jahres 2021.
Doch der Reihe nach: Eine nachhaltige Bewirtschaftung und Betreuung von Wäldern erfordert umfangreiches Fachwissen. Mit eigenen Ressourcen ist diese Aufgabe von einzelnen Gemeinden kaum zu bewältigen. Wohl auch aus diesem Grund erreichte die Agrargemeinschaft Ludesch und deren Betriebsleiter Mario Vaschauner im Jahr 2015 die Anfrage seitens der Gemeinde Raggal, ob deren Waldflächen von der Agrar mitbetreut werden könnten. Die Kooperation blieb von der Nachbargemeinde Ludesch nicht unbemerkt und bereits zwei Jahre darauf übergab auch die Blumenegg-Gemeinde ihre Wald-Agenden an die Agrar. Ein Windwurf, der die Bergung großer Mengen Schadholz aus vornehmlich steilem Gelände zur Folge hatte und den Einsatz von Profis erforderlich machte, veranlasste ein Jahr später auch die Gemeinde Sonntag, sich dieser Koalition anzuschließen. Somit war man schon zu dritt.
Gründung vor zwei Jahren
Im Jahr 2019 erfolgte schließlich die offizielle Gründung der Forstbetriebsgemeinschaft Ludesch-Großwalsertal (FBG). Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern betreut Mario Vaschauner, der seit 2013 dem Team der Agrar Ludesch angehört, seither insgesamt 2350 Hektar Gemeindewälder. Dass man bei der FBG sein Handwerk versteht, beweist nicht nur die Auszeichnung zum österreichischen Forstbetrieb 2021. Das Team kümmert sich um eine klimaangepasste Bewirtschaftung und Instandhaltung der Wälder, baut das Forststraßennetz laufend aus und kümmert es sich ums Jagdmanagement. „Im Hochsommer sind meine beiden Forstarbeiter in der Regel in den höheren Lagen bis 2000 Meter Seehöhe eingesetzt, in der Übergangszeit im Auwald“, so der forstliche Betriebsleiter.
Jagd sehr wichtig
Das Um und Auf für naturnahe Schutzwälder sei aber auch hier die Jagd, betont der Waldprofi. Deshalb möchte er zusammen mit der Wildbach- und Lawinenverbauung in Sonntag einen Projektwart installiert haben. „Wenn der Jagdpächter wiederholt hinter seinen Abschüssen zurückbleibt, greift der Projektwart ein und führt die Abschüsse selber durch. Das hat sich bewährt und wird mittlerweile auch akzeptiert“, erzählt Mario Vaschauner, der sich bewusst ist, wie wichtig die Bemühungen um einen funktionieren Schutzwald sind. „Hier in der Region haben schon zu viele Einwohner durch Lawinen ihr Leben verloren. Ein ordentlicher Gebirgswaldbau ist der beste Schutz für unsere Siedlungen.“
Kooperation kommt an
Seitens der Gemeinden wird die Arbeit der Forstbetriebsgemeinschaft sehr geschätzt. „Die Arbeiten im Wald waren mit Ressourcen der Gemeinde nicht mehr abzudecken. Wir schätzen die professionelle Betreuung und transparente Abrechnung sehr“, sagt etwa Raggals Bürgermeisterin Alexandra Martin. Dem kann ihr Ludescher Amtskollege, Martin Schanung, nur beipflichten: „Unser Waldanteil an der FBG ist zwar klein, aber fast alles davon ist Schutzwald. Das Wohl unserer Gemeindebürger hängt von ihm ab, daher ist uns die Kooperation bei der Waldbewirtschaftung sehr wichtig.“ Joachim Bickel, Waldaufseher der Gemeinden Sonntag und Fontanella, sagt: „Die Pflege der Schutz- und Bannwälder war für uns nur sehr schwer, selbst durchzuführen. Jetzt werden die Rückstände nach und nach aufgearbeitet. Ich habe das Gefühl, dass durch die Gründung der FBG ein Schritt zur Professionalisierung gelungen ist.“
Land fördert
Die gemeindeübergreifende Zusammenarbeit wird übrigens vom Land Vorarlberg finanziell unterstützt. „50 Prozent der Lohn- und Lohnnebenkosten für die Betriebsleitung werden vom Land übernommen. Der Rest sowie die Kosten der Bewirtschaftung werden je nach Anteil der Waldflächen im Ertrag auf die teilnehmenden Betriebe aufgeteilt“, informiert Mario Vaschauner abschließend.

